H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Abb. 65 1. Bocsa (László), 2. Pécs-Köztemető (Kiss), 3. Maloje Perescepino (Marschak) KÖCHER (Kat. 52, 67.) Den Köcher des Khagangrabes konnten wir — da beinahe alle seiner Beschläge eingesammelt werden konnten oder abgeliefert wurden -, ausgehend von der bekannten Rekonstruktion des Köchers von Bo­csa fast in seiner ursprünglichen Vollständigkeit wie­derherstellen.499 Als Ausgangspunkt dienten uns die Nagellöcher an den Randbeschlägen der Köcheröff­nung und den Coldstreifen, welche diese an der Köcherseite zierten. Einige davon befestigten nicht nur die Randbeschläge, sondern zur gleichen Zeit auch die breitgehämmerten, durchlöcherten Enden der dazwischen angebrachten, keilförmigen Bänder. Von Vorteil für die Rekonstruktion war es, daß die für die Böcsaer und Kunbábonyer Köcheröffnung ver­wendeten Beschläge auch hinsichtlich ihres Grund­materials, ihrer gerippten Coldbänder, ferner ihrer Fertigungsweise — d.h. das Zusammenlöten dieser Bänder auf Kante, ihr Zurückschlagen auf die gleich dicke Holzunterlage bzw. deren Befestigung durch Goldnägel mit linsenförmigem Kopf und umgeboge­nem Schaft - identisch sind.500 Die Unterschiede sind 499. Den Zusammenbau des Köchers nach abgeschlossener Wie­derherstellung ebenso wie die Restaurierung des gesamten Grabfundes hat Katalin T. Bruder, Chefrestauratorin des MNM, durchgeführt, der ich auch auf diesem Wege für ihre Bemüh­hungen Dank sagen möchte. Abgesehen von seiner Montie­rung auf Leder haben wir auch bei der Länge des Köchers die Rekonstruktion des Böcsaer Exemplars in Betracht gezogen und nicht seine auf etwa 80 cm schätzbare Länge. 500. LÁSZLÓ: 1955, 226, Taf. XLIX. 6, Abb. 60. nur geringfügig. So wurden beispielsweise die sich blattförmig verbreiternden Enden der Randbeschläge des Köcherdeckels von Bocsa (Abb. 65.1.) regelmäßi­ger Gestaltet. Demgegenüber sind um die seitliche Öffnung des Köchers von Kunbábony herum eine ungleiche Zahl - fünf bzw. sechs —keilförmige Verzie­rungen angebracht, im Gegensatz zu den jeweils vier des Böcsaer Exemplars. Die untere Kante des Köchers aus Bocsa war von einem breiteren, gerippt gesäumten Silberstreifen umrahmt, am seitlichen und unteren Teil des Köcherrückens von Kunbábony befand sich ein auf Kante zusammengelötetes, mit langen Nägeln befe­stigtes Silberband (Kat. 67.). Seine Anbringung auf der Rückseite wird dadurch bewiesen, daß das erhalten gebliebene Fragment am Treffpunkt der Bänderkan­ten durch das ständige Reiben am stärksten abge­wetzt ist. Die Vorderseite des unteren Köchersaums wiederum war von einem aus Goldblech gefertigten Goldband (Abb. 65.3.) mit Verzierungen aus ineinan- dergreifenden, durchbrochenen, gezahnten, zisellier- ten Kreisen gesäumt, das wir aus ähnlichen Funden bisher nicht kannten. Nicht nur seine Anbringung auf dem Köcher, auch das Ziermotiv selbst stellt eine Ausnahme dar, welches sich nur entfernt mit dem mit durchbrochenen Kreisreihen verzierten Goldbe­schlag des Dolchheftes von Tépe (Abb. 66.1.) in Bezie­hung setzen läßt.501 501. LÁSZLÓ: 1940b 79-80. Die Unterteilung der kreisförmigen Fassung des Dolchbeschlags erinnert an die mit Fassungen verzierte Hauptriemenzunge, die Pferdegeschirrgarnitur des Fundes von Maloje Perescepino. Parallelen s. Anm 200—205. 155

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