H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Abmessungen ziemlich weiten Löchern befestigt hat­te; wie dies geschehen ist, zeigt keinerlei Beschädi­gung oder Abnutzung. Unter den Ornaten der fürstli­chen Zeremonien beispielsweise können wir auf dem Krönungsmantel der Wiener Schatzkammer solche feingearbeiteten, emailleverzierten Beschläge mit an­nähernd ähnlichen Abmessungen sehen. So wird der Beschlag in unseren ersten Bestimmungen als Kleider­schmuck geführt, und obwohl die entfernteren Paral­lelen auch andere Möglichkeiten anbieten, kann die­se Lösung auch in Zukunft nich ausgeschlossen wer­den. In unserem archäologischen Fundmaterial blieben nur wenige gegenständliche Beweise für die Beschen- kung mit Festgewändern byzantinischer Fertigung erhalten. Um so mehr Quellenangaben hingegen machen darauf aufmerksam, daß nach Goldobjekten in Wert und Häufigkeit unmittelbar diese Prunk­gewänder in der Reihe der Geschenke gefolgt sein müssen, loannes Ephesinus zufolge beschenkte Kaiser Justinianus die einander ablösenden awarischen Ge­sandtengruppen reich mit Gold, Silber, Kleidern, Gür­teln und vergoldeten Sätteln ..., sandte diese Dinge durch deren Vermittlung auch ihren Fürsten.305 Über den zum Entsatz des belagerten Sirmium aufbrechen­den Narses schreibt er, daß dieser sich mit viel Gold aus der privaten Schatzkammer des Herrschers und der kaiserlichen Schatzkammer versah, und reichlich ausgestattet mit prunkvoll geschmückten Gewän­dern aus der Stadt zog.306 307 Laut Menandros Protektor kauften die Gesandten gewöhnlich außer den über­nommenen Geschenken das ein, was notwendig war, teils Kleider, teils Waffen.308 Die anzunehmenden Parallelen des Beschlags füh­ren uns in erster Linie in den germanischen Kultur­kreis. Eine ähnliche kreuzförmige, zentrale Verzierung mit Zelleinlagen aus rotem, grünen, weißen Glas oder Glaspasta finden wir auf einem kleinen, eckigen Be­schlag der als ostgotischer Goldschmuck aus dem 5. Jh. bestimmt wurde.309 Seine Gestalt läßt sich im großen und ganzen als facettierter Würfel bezeich­nen, die mittlere viereckige bzw. seine dreieckigen Seitenflächen sind ganz mit Zellen besetzt. Die Art und Weise seiner Anbringung, seine Bestimmung lassen sich weder aufgrund der Beschreibung, noch der Abbildung feststellen. Solcherart könnte noch der - auch als Vorläufer dieser Beschläge zu betrachten­de- 3 cm messende Goldbeschlag gewesen sein, der 306. SZÁDECZKY KARDOS: 1967, 100. 307. SZÁDECZKY KARDOS: 1979, b, 239. 308. SZÁDECZKY KARDOS: 1978, 89. Zur Bedeutung dieses Han­dels s. KISS: 1986, 117. 309. ROSS: 1961, 52-53, Abb. 15. aus einer gestörten fürstlichen Grabkammer vom Ende des 5. Jh. aus Großörner (Thüringen) stammt (Abb. 57.2.).310 Seine Form ist die eines zu einem Achteck umgestalteten Quadrats, das von paarwei­sen Zellen diagonal in Kreuzform geteilt wird. An den Schnittpunkten der Kreuzbalken hatte man ein mit den Spitzen zur Achse hinweisendes, viereckiges, fächergeteiltes Feld ausgebildet. Zwischen den Bal­ken des Kreuzes befinden sich in „blatü-förmigen Zellen als Chrysopras bestimmte Steinplättchen, in den flächendeckenden geometrischen Zellen Alman­dineinlagen, und unter allen schillert netzartig aufge­rauhte Goldfolie. An den Enden der Achse des Kreu­zes bzw. im Mittelpunkt der abgeflachten Spitzen des Quadrats blieben die Köpfe von Silbernägeln erhalten die zur Befestigung dienten. Da das Grab gestört war bzw. mangels fehlender genauer Beobachtungen können wir keine Schlußfolgerungen hinsichtlich sei­ner ursprünglichen Bestimmung, der Art seiner Ver­wendung ziehen. Ein etwas genaueres Bild erhalten wir von dem pyramidenstumpfförmigen Beschlagpaar mit Zell­werk des als Grab des Königs Redwald bestimmten Fundortes Sutton Hoo (Abb. 57. 3.).3'1 Seine gesamte Fläche überziehen die blaufarbigen Glas - und die Granatverzierungen unterlegt auch hier mit Goldfolie mit Netzmuster. Auf der Deckplatte befindet sich im Mittelpunkt der kreuzförmigen Zelleinteilung eine quadratische Millefiori-Einlage. An der bügelartigen Schlaufe ihrer hohlen Rückseite konnte der Schwert­riemen durchgezogen werden, was auch der Stabili­sierung der Waffe diente. In Anbetracht der abwei­chenden Aufhängung bei den germanischen und awarischen Schwertern, der andersgearteten Anbrin- gunsweise des Beschlags ist es unwahrscheinlich, daß das Kunbäbonyer Stück eine ähnliche Funktion ge­habt hat, als Möglichkeit jedoch steht die Verwen­dung des Beschlags am Schwert auf jeden Fall offen. In diesem Fall allerdings könnten wir ihn uns nur am Ringknaufschwert des fürstlichen Gürtels vorstel­len. Am Schwert Kat. Nr. 51 des Grabes kann - das beweisen all die uns bekannten damit zusammen­hängenden vergoldeten Silbergriffbeschläge überzeu­gend - kein Beschlag solcher Qualität angebracht gewesen sein. Wir können lediglich annehmen, daß dieser Beschlag, am Griff befestigt, die Funktion der an bescheideneren Schwertern gefundenen kleinen 310. SCHLETTE: 1972, 70, Taf. II. BEHM-BLANCKE: 1973, 114-115, Abb. 70. 311. BRUCE-MITFORD: 1974, 301, Abb. 224, 305, Abb. 232, 578, Abb. 423. 126

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