Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)
DAS UNGARISCHE STAATSARCHIV UND DIE STAATLICHEN FACHARCHIVE - Géza Érszegi - István G. Vass: Das Ungarischen Staatsarchiv
Erlässe des Königs (des Reichsverwesers), die Antworten darauf, die eingebrachten Gesetzesvorlagen, die diesbezüglichen Dokumente und Beschlüsse der im Plenum und in den Ausschüssen geführten Beratungen. Die Aktenreihen, die während der Tätigkeit von verschiedenen Ausschüssen (wie dem Immunitätsausschuss, dem Ausschuss für öffentliches Recht, dem Finanzausschuss, dem Wirtschaftsausschuss sowie dem Nationalitätenausschuss) entstanden sind, bilden einen wichtigen Teil des Archivs der Nationalversammlung. Das Amt des Staatsoberhauptes wurde zwischen 1867-1918 weiterhin vom König und nach den Revolutionen - zwischen 1920-1944 - vom Reichsverweser ausgeübt. Die umfangreichste Dokumentengruppe des Archivs des Amtes des Staatsoberhauptes sind die Schriften des Ministeriums am Allerhöchsten Hoflager, die unter anderem die Unterlagen bezüglich der Adelstitelverleihungen und Auszeichnungen sowie die zwischen 1861-1918 entstandenen Königlichen Bücher, d.h. das beglaubigte Verzeichnis der vom König verliehenen Privilegien und den vollständigen Text der Privilegienurkunden enthält. Darüber hinaus spielte das Ministerium zwischen dem Hof und der ungarischen Regierung die Rolle des Vermittlers, die in diesen Schriften vielfältig dokumentiert wird. Im Archiv des Amtes des Staatsoberhauptes werden der fragmentarisch überlieferte Briefwechsel von Karl IV. bzw. die Dokumente des Kabinettbüros des Reichsverwesers Miklós Horthy (einschließlich der halboffiziellen Schriftstücke des Reichsverwesers) aufbewahrt. Die wichtigsten Entscheidungen wurden vom Ministerrat bzw. vom Regierungsrat getroffen, dessen Protokolle (mit den dazugehörenden Vorlagen) im Grunde genommen vollständig erhalten geblieben sind. Das Ministerpräsidium hatte die Aufgabe, die Regierungsarbeit zu koordinieren und die Tätigkeiten der einzelnen Ministerien in Einklang zu bringen. Darüber hinaus war es unter anderem auch für die Angelegenheiten bezüglich der Nationalitäten, der Minderheiten, der Ungarn jenseits der Grenzen Ungarns, der Pressezensur und der Sozialpolitik zuständig. Zum Kompetenzbereich des Innenministeriums und seiner untergeordneten Organe (1867-1945) gehörten die Steuerung des inneren Lebens des Staates, die Koordinierung und die gesetzmäßige Aufsicht der Arbeit der regionalen und lokalen Verwaltungsorgane, die Angelegenheiten in Bezug auf das öffentliche Recht und die Polizei bzw. das Gemeinwohl, das Gesundheitswesen usw. Das Archiv des Außenministeriums enthält die Dokumente, die nach der Errichtung der selbstständigen ungarischen auswärtigen Verwaltung im Jahr 1918 entstanden sind. Neben den Dokumenten des Kabinetts des Ministers und der Präsidialabteilung sind besonders die der politischen Abteilung von Belang. Diese spiegeln den Ausbau des diplomatischen Apparats, die jeweilige außenpolitische Konzeption der Regierung, die Abwicklung verschiedener Verhandlungen, Initiativen, Aktionen sowie die Entwicklung der Beziehungen zwischen Ungarn und anderen Staaten wider. Die Abteilung für Wirtschaftspolitik half den ungarischen Unternehmen bei ihrer