Die Ungarischen Archive (Budapest, 2007)
DAS UNGARISCHE STAATSARCHIV UND DIE STAATLICHEN FACHARCHIVE - Géza Érszegi - István G. Vass: Das Ungarischen Staatsarchiv
Außenhandelstätigkeit, Interessenvertretung und Interessendurchsetzung bzw. wirkte an der Organisierung der internationalen Messen und des Fremdenverkehrs mit. Das Schriftgut der Organe der auswärtigen Vertretungen - 1939 gab es bereits 24 Botschaften, 1 Generalkonsulat, 7 Konsulate sowie 76 Honorarkonsulate in den verschiedenen Ländern der Welt - liefert wichtige Angaben neben den genannten Themen vor allem zu der Situation und dem Interessenschutz der in den verschiedenen Ländern lebenden ungarischen Minderheit bzw. Diaspora. Das Archiv des Justizministeriums (1867-1944) enthält die fragmentarisch überlieferten Unterlagen der höheren Justizorgane, der Gerichte, der Staatsanwaltschaften sowie die der Organe, die für die Vertretung der Staatskasse zuständig waren. Das 1867 entstandene Justizministerium führte die Oberaufsicht über den Apparat und das Personal der Gerichte, Staatsanwaltschaften, Notare und Rechtsanwaltskammern sowie über die Gefängnisse und die Angelegenheiten bezüglich der Jugend. Es wirkte darüber hinaus an der Vorbereitung der Rechtsvorschriften mit. Da der größte Teil der Unterlagen des Ministeriums in einem Brand während der Revolution von 1956 verloren ging, fehlen die Dokumente einiger Ressorts gänzlich. Die fragmentarisch überlieferten Schriftstücke der Ungarischen Königlichen Kurie, der Kronprokuratur und der Budapester Oberstaatsanwaltschaft sowie des Finanzlandesjustizdirektorates sind besonders erwähnenswert. Das Archiv des Ministeriums für Kultus und Unterricht (1867-1945) erlitt auch erhebliche Schäden in Bränden während der Revolution von 1956. Zu dem Kompetenzbereich des Ministeriums gehörte die Verwaltung bezüglich der Religion, der öffentlichen Stiftungen und der Bildung (einschließlich der Verwaltungsaufgaben in Bezug auf Unterrichtswesen, Wissenschaft, Kunst und Kultur). Die überlieferten Materialien bestehen hauptsächlich aus Dokumenten des Schul- und Hochschulwesens, der Wirtschaftsführung der öffentlichen Stiftungen sowie der kirchlichen Angelegenheiten. Von den unvollständig überlieferten Schriftstücken des Finanzministeriums und seiner untergeordneten Organe (1867-1945) liefern vor allem die Bestände, die nach verschiedenen Ministern benannt wurden bzw. die Dokumente von Ausschüssen, die zu ausländischen Verhandlungen delegiert wurden, wichtige Informationen über Staatshaushalt und Finanzpolitik. Verwaltungsaufgaben bezüglich der verschiedenen Zweige der Volkswirtschaft wurden zwischen 1867-1888 einerseits von dem Ministerium für Ackerbau, Gewerbe und Handel, andererseits von dem Ministerium für öffentliche Arbeit und Verkehr bzw. von ihren Rechtsnachfolgern, d.h. von dem Ackerbauministerium (1889-1945), dem Ministerium für Handel (1889-1935), dem Ministerium für Handel und Verkehr (1935-1944) und dem Industrieministerium (1935-1944) erfüllt. Die Dokumente der Wirtschaftsministerien und der ihnen untergeordneten Organe bieten viele Möglichkeiten für die Erforschung verschiedener Sektoren (wie die Entwicklung und Modernisierung des Ackerbaus, der Tierzucht, der Gartenkultur, der Forstwirtschaft, der