Levéltári Közlemények, 70. (1999)
Levéltári Közlemények, 70. (1999) 1–2. - KÖZLEMÉNYEK – TANULMÁNYOK - K. Lengyel Zsolt: Neoabsolutismus-Probleme : verwaltungsgeschichtliche Aspekte zum Fall Ungarn = Neoabszolutizmus-problémák : közigazgatástörténeti szempontok Magyarország esetéhez / 79–105. o.
Zsolt K. Lengyel: Neoabsolutismus-Probleme 99 Zweifellos tat die neoabsolutistische Verwaltung Ungarns ihre Anfangsschritte mit einheimischer Beteiligung, die im gesamten Jahrzehnt hindurch auch in höheren Amtsrángen zu beobachten war. Wir finden Magyarén in Wiener Regierungsamtern mit ungarnbezogenen Aufgaben, in der Finanz- und Rechtsverwaltung sowie in der politischen Administration des Kronlands, in der letzteren teilweise mit Leitungsbefugnissen im Unterrichtswesen. 140 Die politisch-fachlichen Eignungskriterien muBten auch sie erfüllen. So wurde ein Schulinspektor namens Johann Madarassy aus GroBwardein zum Rat bei der Ofener Statthalterei mit Koordinationsaufgaben im Schul-, Studien- und Kultuswesen ernannt, weil er sich in den Landesverháltnissen bestens auskenne und überdies »vielfache Beweise einer ganz korrekten politischen Gesinnung« gelieferthabe. 141 Gleichwohl wird der náhere herkunftsspezifische Binnenvergleich beachten müssen, daB die ungarischen Beamten höchstwahrscheinlich einem starkeren und anhaltenderen Druck ausgesetzt waren, sich als »treue Anhanger der rechtmáBigen Regierung« 142 zu erweisen. Die Gefahr, daB mit innen Gegner der Dynastie öffentlich zum Zugé kommen könnten, schátzten die Arbeitgeber offenbar höher ein als beim Personal aus den deutsch-slawischen Kronlándern, wie die Haufigkeit und Ausführlichkeit der entsprechenden polizeilichen Vor- und Nachermittlungen sowie der ministeriellen Auswertungen dieser Berichte andeuten. 143 Wenn, was nicht selten geschah, ungarische Amtsinhaber in inneramtliche Intrigen gerieten, trachteten die persönlich motivierten Klageführer aus ihrer ethnischen Herkunft den Vorwurf der politischen Illoyalitat abzuleiten. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang Fálle, in denen die Vorgesetzten die Beklagten in Schutz nahmen und sie zur Weiterbeschaftigung empfahlen, 144 sowie — noch mehr — solche, in denen die Beschuldigten zwar der passiven oder sogar aktiven Teilnahme an der Revolution nachtraglich für schuldig befunden wurden, sie jedoch dank fachlicher Eignung ihre Dienststelle behalten durften. 145 Eine wieder andere Situation ergab sich, wenn der Verdacht der politischen Unzuverlassigkeit nicht gánzlich auszuraumen war, der Betreffende aber dennoch nicht entlassen wurde, »um jedes unangenehme Aufsehen zu vermeiden«. 146 Opportunitatsgründe náhrten die Nachsicht auch gegenüber ungarischen Beamten, die sich für eine Tatigkeit in der Fachverwaltung inkompetent zeigten. Solches geschah 1850:3994; SASHEGYI, O.: Repertórium, 135, 157) und war ab 1853 Vorstand des Komitats Baranya (MOL AL, D46,Kt. 118, 1853:21147/7786; D 127, Schuber 673, Xffl. G, 1854:7920). Zu Cseh hier noch bei Anm. 123. 140 Namentliche Hinweise: ÖStA AVA MI Pr 4, Kt. 237, 1851:4833 und 5036; Kt. 242, 1854:14734; Kt. 245, 1856:847; FA FM, Kt. 92, Fasz. 32 und 33; HHStA RR Gremialakten, Kt. 51, 1854:267. Eine noch nicht nachgeprüfte Namensliste von »Magyaren«, die 1856 »bedeutendere politische, gerichtliche und finanzadministrative Ámter« innehatten: BEKSICS, GUSZTÁV: /. Ferenc Józseféi' kora. A magyar nemzet története. Szerk.: SZILÁGYI, SÁNDOR. X. Budapest, 1898. 297-834, hier 473-476. Zur ungarischen Beteiligung an der Komitatsverwaltung bis 1853 jetzt PAP. 141 ÖStA AVA MI Pr 4, Kt. 237,1851:2079. Bach an Kaiser, Wien, 23. Marz 1851. 142 ÖStA AVA MI Pr 4, Kt. 237, 1851:2614. Geringeran Bach, Ofen, 18.Mail851. 143 Unter anderen MOL AL D 46, Stamm 1853:23093/8474. 144 MOLAL, D46, 1853: 23093/8474 in Stamm 1853:23093/8474. 145 MOLAL, D 46, 1853:23093/8474 ad 8008/MI in Stamm 1853:23093/8474. 146 MOL AL, D 46, 1852:5847/1654 in Stamm 1853:23093/8474. Stephan Freiherr von Hauer [Chef der Distriktsregierung] an Albrecht, Ödenburg, 28. August 1852.