Levéltári Közlemények, 56. (1985)
Levéltári Közlemények, 56. (1985) 1. - FORRÁSKÖZLÉS - Soós István: Hajnóczy József és Cornides Dániel levelezése / 97–124. o.
108 meines Herrn Grafen, sehr gefährlich krank darnieder läge, und daß keine Hofnung zu seinem Aufkommen wäre. Statt also nach Pest zurücke zu kehren, nahmen wir unseren Weeg gerade nach Szirák, 58 wo wir den guten alten Herrn von Roth in dem bedauernswürdigsten Zustand antrafen. Wir verhessen ihn nicht, biß er endlich den 18. Juny seinen Geist aufgab. Nach Pest kamen wir nicht eher zurücke, als gerade an den Tag, da der gerichtliche Termin sich schloß. Ich verfügte nicht sogleich auf das Logis des Herrn Kaldy, um ihm sowohl Ihr Geld, als auch Ihre eigene Diplomatische Collection, wovon ich nicht mehr, als nur 8. Stücke abgeschrieben habe, einzuhändigen. Aber dencken Sie nur, wie mir zu Muthe war, als ich erfuhr, daß Herr Káldy bereits Pest verlassen habe, und nicht eher zurück kommen würde, als etwa auf den künftigen Termin. Dieses alles habe ich Ihnen deswegen so weitläuftig erzählen müssen, damit Sie keinen ungegrundeten Verdacht auf meine Redlichkeit werfen mögen. Ich war mir diese Gerechtigkeit selber schuldig. Was ist nun aber jetzo zu thun? Wem soll ich Ihr Geld, wem soll ich Ihr Paquet einhändigen? Ist es Ihnen nicht zu lange bis künftigen Termin zu warten ? Nein ! Sie können sich es nicht vorstellen, wie sehr mich diese Sache verdriest, und wie sehr ich es bedauere, daß ich ohnerachtet meines festen Vorsatzes Wert zu halten, habe wider meinen Willen müssen zum Lügner werden. Aber wie gesagt, die Schuld liegt nicht an mir, sondern an Hindernissen, die ich weder voraus sehen, noch hintertreiben konnte. Verzeihen Sie mir einen Fehler, an dem das Herz keinen Antheil hat, und dessen Vermeidung nicht in meiner Freyheit stund. Diesmahl etwas geborgt; aber in meinem Leben nicht wieder. Die Pünctlichkeit im Wort halten kann sich unmöglich mit meiner nomadischen Lebensart, und mit meinem ewigen Herumschwärmen, vertragen. Erwarten Sie diesmahl keine Antwort auf die mir von Ihnen vorgelegten Fragen; denn Ihren Brief habe ich in Szirák zurücke gelassen, und ich erinnere mich nicht mehr, worinnen Ihre Fragen bestunden. So viel weiß ich noch, daß Sie sich unter andern um den Codex des Illicinus, und um König Ludwigs I. Confirmation der Andreanischen goldenen Bulle, und deren verschiedenen Lesarten, erkundigten. Was nun den Illicinischen Codicem anbelangt, so getraue ich mich zuversichtlich zu behaupten, daß niemand in Ungarn eine Copie davon, oder auch nur ein Verzeichniß der darinnen enthaltenen Deeretorum besitze. Sogar das Daseyn dieses Codicis wissen nur diejenige, denen ich solches bekannt gemacht hatte. Die Hofnung eine Abschrift davon jemahls zu erhalten, habe ich schon längstens aufgegeben. Ehe der Cardinal Migazzi 59 zur Pabstwahl Pius des VT. nach Rom reiste, bat ich den Herrn Daniel von Tihanyi,* 0 als er einstens in Pest beym Cardinal zu Mittag speisen sollte, den Cardinal zu bitten, daß er währenden seines Aufenthalts zu Rom, erwehnten Codicem abschreiben 61 lassen möchte, wodurch er nicht nur der ungrischen Nation, sondern auch der ganzen litterairischen Welt den größten Gefallen erweisen, zugleich aber auch seinen Namen bey der Nachwelt unsterblich machen würde. Ich händigte deshalben dem Herrn von Tihanyi eine schriftliche Note ein. Herr von Tihanyi versprach es mir, diese so gemeinnützige Sache beym Cardinal ganz gewiß zu bewireken. Ich verließ mich darauf, und glaubte den Codicem schon in Händen zu haben. Nach einer Zeit, der der Cardinal seine Reise nach Rom bereits schon angetreten hatte, kam ich wiederum mit Herrn von Tihanyi in Pest zusammen. Ich fragte ihn, ob der Cardinal den Vorschlag sich habe gefallen lassen. Die Antwort des Herrn von Tihanyi war: daß er es gänzlich vergessen habe, dem Cardinal davon etwas zu sagen. Und nun mußte ich freylich auf alle Hofnung, mit der ich mir geschmeichelt hatte, auf ewig Verzicht thun. Daraus können Sie absehen, wie wenig den Ungarn an der Aufklärung der vaterländischen Geschichte und an der Kenntniß ihrer vormahligen Gesetze gelegen sey. Was nicht unmittelbar Geld einträgt, oder auf die Küche sich bezieht, wird als eine unbedeutende Kleinigkeit angesehen. Was ferner die verlangten Varianten des Andreanischen Decrets anbetrift, so muß ich Ihnen sagen, daß ich solche zu Vásárhely 62 in Siebenbürgen, wo sich dergrösste Theil meiner papirenen Schätze befindet, gelassen habe. Ich müste einen Lastwagen mit mir führen, wenn ich dergleichen Sachen mit mir herumschleppen wollte. Komme ich aber nach Siebenbürgen, so sollen Sie ganz gewiß obgedachten Varianten bedient werden. — Morgen verreise ich nun wiederum mit meinem Herrn Grafen; ob ich Pest noch vor künftigen Termin zu sehen bekomme, das steht dahin. Ihr Geld und Ihr Diplomatisches Paquet will ich also dem Herrn Adam von Pogány übergeben und ihn bitten, beydes mit erster sich ereignender sichern Gelegenheit 58 Szirák mezőváros Nógrád megyében. 59 Christoph Bertalem Anton Migazzi (1714 — 1803), váci püspöki helytartó, majd bécsi érsek (1761-től). Részt vett VI. Pius megválasztásában (1775. febr. 15.). 69 Tihanyi Dániel (1715 — 1783), ügyvéd. A gróf Koháry-család szolgálatában állt. 61 Itt egy szót: zu Cornides kihúzott a levélből. 62 Vásárhely = Marosvásárhely. Soós István