Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)

Mantissa

732 Wann demnach die Sarg wohl verschlossen, die Erde von Natur fest auf einander ist, durch die Kälte nach der Begräbniss sich erhärtet, oder die Luft durch andere Mittel einzudringen verhindert wird; so erfolget ent- weders keine oder doch eine sehr langsame Fäulung1). Ich habe vor einigen Monaten eine kleine englische Abhandlung gelesen, welche im Jahre 1751 zu London gedruckt ans Licht gelretten, darinne fand ich einen merkwürdigen und sehr wohl erwiesenen Zufall. Im Monat Februa­rius 1750 cröjfnete man in der Grafschaft Devonshire in Engelland die Be­gräbniss einer alten Familie , und zwischen vielen Gebeinen, auch vermoder­ten Sargen fand man einen noch ganzen Körper eines Menschen darinne, des­sen fleischliche Theile noch ihre natürliche Festigkeit halten, die Gliedmassen aber, als Achsel, Ellenbogen, auch alle Finger sehr bügsam waren. Wenn man das Gesicht drückte, so icich es dem Finger, und hob sich nach der Drückung wieder. Eben dieses beobachtete man am ganzen Leibe. Der Bart war schwarz, und bis vier Zoll lang. Der Körper war nicht einbalsamirt. Denn man wurde weder eines Einschnitts noch eines anderen Zeichen desselben gewahr. Durch das Pfarrprotocoll wurde erwiesen, dass seit dem Jahre 1669 ') Der erwehnte holländische Kritiker erzählet, dass zu Tolos in einer Klosterkirche eine Begräbniss sey, in welcher man die vor zwey hundert Jahre verstorbenen Körper sieht, als wenn sie lebendig wären. Sie stehen da auf ihren Fussen auf­recht nach der Länge der Mauer her in ihrer Ordenskleidung. Das wunderbar- lichste aber ist, dass die im nenilichen Orte von den unverwesenen geradehin über­stellenden Todte, in zwey oder drey Tagen verwesen. Der unsterbliche Muratorius , da er in der 27. Abhandlung über die italie­nischen Allerthümer, von einer Münz des Hektors Visconte redet, drucket sich mit diesen Worten aus : ,,Dieser war ein unehliches Kind von Vernabo ; er bemäch­tigte sich der Herrschaft von Moyland im Jahre 1412, er halle aber ein Leben von Billzen. Als Philip Maria, Herzog von Mayland , in der Stadt Monza belage- ,,ret wurde , bekam Hektor aus einer Armbrust einen heftigen Steinwurf, der ihm ,,das Bein zerschmetterte. Er starb vor Krampf ganz jung. Im Jahre 1598 gienge ,,ich nach der ansehnlichen Gegend von Monza , da beobachtete ich , dass dessen „Leib kurz vorher bei Gelegenheit eines Gebäudes ausgegraben icorden. Er war in „einem schlechten hölzernen Sarge verschlossen, und noch unversehrt, das ist. die „Hand war unverletzt, und das gebrochene Bein sah man am Fuss. Wenn man „diesen Körper auf den andern Fuss stellele, so stund er aufrecht. Und doch war ,,dieser kein Leib eines Heiligen , wohl aber eines Gottlosen In der Vorrede des schon angeführten Buchs des gelehrten Äbten Langlet mit dem Titel: Historische und dogmatische Abhandlung über be­sondere Erscheinungen, Gesichter und Offenbarungen, liest man: „seye mir es erlaubt, dass ich hier anführen eine Erfahrniss darf, die ,,sich bei den PP. Kapuzinern zu Palermo in Sicilien zuträgt. Sie bestätiget, was „ich behaupte , dass nemlich je weniger sich Unflath in dem menschlichen Körper „befindet, desto härter die Gährung und folglich die Fäulung ankomme. Einer von ,, diesen Vättern (ohne Zweifel ein vornehmer Naturkündig erJ hat ein Mittel erfun- ,,den, Kraft welches die Fäulung der menschlichen Körper nach den Tod, auf viele „Jahre , und vielleicht Jahrhunderte , kann verhindert werden. Das Geheiinniss , ,,oder Secret, welches er dazu brauchet, ist eine schlechte Sache. Er setzet die „entseelten Körper auf einen durchlöcherten Stuhl; und nachdem er die hintere „Oeffnung in die Runde auf geschnitten, gehet durch diese Mündung alle Feuchtig- „keit und Unreinlichkeit, die nach der Fäulung trachtet, von sich selbsten aus „dem Leibe hinaus. Alsdenn machte er die Mündung zu , und richtet den Körper „in jene Stellung, in was für einer man will, dass er bleiben soll. In diesem „Stande erhält sich ein solcher Körper , wo nicht Jahrhundert, wenigstens sehr „viele Jahre. Die unterirdische Kirche dieser Vätter ist voll dergleichen Körper „mit überall beigeschriebenen Namen, den sie in Leben gehabt haben. Dieses Trau- „ergesicht, gleichwie es eine Gelegenheit der Demülhigung ist für die Menschlich­keit, so ist es doch auch eine besonders seltene Sache, und kann denjenigen wun- ,,derlich Vorkommen , die dessen Ursache nicht erkennen.1'1’

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