Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)

Mantissa

733 kein Mensch in diese Begräbmss gebracht worden. Hier haben wir also einen englischen Vampyre, welcher über 80 Jahre in seinem Grabe ruhig geblieben ist, und keinen Menschen belästiget hat. In eben dieser Abhandlung findet man noch mehr dergleichen Zufälle, insonderheit wenn die Gräber sehr tief und von trockener Erde sind. Demnach nimmt man gemeiniglich wahr, dass wenn solche Körper der offenen Luft aus­gesetzt werden, dieselben bald in eine Fäulung gerathen. Dieses ist genug darzuthun, dass die Fäulung nicht allzeit, und gemeiniglich nur langsam ge­schehe , absonderlich, wenn die Erde durch die Kälte wohl geschlossen , oder der Sarg selbst vor der Luft wohl bewahret ist. Lasset uns nun die angeführten Begebenheiten untersuchen: das v a m- pyrische Wesen zu behaupten. Rosina Polakin stirbt den 22. December 1754. Den 19. Jenner 1755 aber wird sie ausgegraben, und als eine des Verbrennen würdige Vampyrinn erkläret, weil sie noch nicht verfaulet gewesen. Die Anatomislen erhalten die Körper an öffentlicher Luft im Winter zu sechs Wochen, auch zu zwey Mo- nathen ohne Fäulung. Zu dem ist noch anzumerken, dass dieser Winter aus­serordentlich kalt gewesen. In den übrigen Körpern hatte die Fäulung den grössten Theil schon verzehrt; es war aber genug, dass nicht alles verfault, gewesen. Sie mussten ins Feuer. Welche Unicissenheit! erschreckliche Dumm­heit ! man redet in der Schrift des Consistorii zu Olmütz von gewissen Zei­chen und Maaten, welche man in den Körpern der Vampyren soll gefunden haben. Allein sie werden nirgends beschrieben 9- Zwenn Bader, welche nie­') Johann Christoph Herenberg hat ein Buch Philosophiae, et christianae cogitationes de Vampyris im Jahre 1733 geschrieben. Der Verfasser behauptet, dass die Vam­pyren auf keine Weise die Lebende um das Leben bringen, sondern man müsse altes, teas ein falscher Ruf von ihnen aussprenget, einer verwirrten und starken Einbildung zuschreiben. Er führet unterschiedliche Bcyspiele von seltenen Wirkun­gen an , welche sich bei den Menschen durch Einbildungen zutragen können. Auch der obenbenannte holländische Kritiker sagt: wenn ich bei mir selbsten den Tod der geglaubten Marterer des Vampyrismus überlege, so finde ich alle Spu­ren einer einbilderischen Krankheit derselbigen Gegend , und erkenne ganz klar , dass die Wirkung der grossen Furcht den Tod bey diesem Volke verursache. Der Verfasser bringt darüber eine Geschichte bei. Der berühmte Tartarotti, als ein verständiger Philosoph sagte in seinem Con­gresso notlurno delle Lamie 1. 2. c. II. „was für eine Geschichte hält man für ge- „wisser, als die Geschieht derjenigen , welche glauben , dass sie nächtlicher weile „von den Vampyren überfallen, und also gedrucket werden, dass auch sie in kur» „zer Zeit sterben. Und doch scheinet es in der That selbsten nichts anders zu seyn, ,,als schlechterdings ein Traum, der von Schrecken und Furcht herrühretS' Von dieser Meinung war auch der gelehrte Pabst und Kirchenhaupt Benedict der 14-te in der 5. Abhandlung vol. 3. wo er eine kurze Geschichte von den ungarischen, mährischen und schlesischen Vampyren verfertiget. Der Abt Calmet im Beschlüsse seines öfters erwähnten Werkes endiget auch mit diesen Worten: „was man von den ungarischen , mährischen und pohlnischen „Vampyren erzählet, halte ich für ein glattes Blendwerk, für eine Wirkung einer „starken und verwirrten Phanlasey, so fleissig auch immer diese Erzählungen von „den Richtern untersucht, und in Ansehung ihrer und ihres Gutachten mögen gut- „geachtet worden seyn. Was die pohlnischen Vampyren betrifft, führt er einen Brief an vom 3. Hor­nung 1745, den ihm der P. Slivyski Visitator der Vätlern von der Mission in Pohlen geschrieben hat, welcher darinne bekennet: dass, ungeacht er alle Sorge, allen Fleiss in dieser Sache angewendet, um auf einen Grund und Wahrheit zu kommen; ungeacht er öfters mit denen, die man als persönliche Zeugen angab , selbst geredet und sie befraget, er doch keinen einzigen gefunden habe, der sich zu sagen getrauet hätte, er habe etwas von dem , was man vorgiebt, selbsten qe 49 *

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