Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/1 (Budae, 1853)

Regimen Josephi II. imperatoris et regis

29 Wenn sie gesälliget sind, werden sie aus dem Stalle getrieben, und mit frischem Wasser in freyer Luft getränkt. 1st die Witterung heiter, so lässt man diese junge Thiere in dem Be­zirke , wo sie das Wasser gemessen, so lang es ihnen gefällt, ist sie hinge­gen übel, so gehen sie selbst in Stall, wenn sie getrunken haben; dieser Be­zirk muss geräumig, und eingeschlossen seyn. Zu Mittage werden die Fülleji auf die nemliche Art behandlet, und auf die nemliche Weise getränket. Abends bekommt jedes eine Viertelportion Haber, wenn diese verzehret ist, eine kleine Portion Heu; zu trinken aber bekommen des Abends alle Fül­len im Stall. Den Haber soll man jeden aus einem Tornister fressen lassen, und zwar aus der Ursache , dass ein jedes seine ganze Portion bekommt. Izt lässt man die Füllen ruhig, bis die Wärter schlaffen gehen, alsdann bekommt ein jedes eine kleine Portion gute Gersten, Waitzen, Haber, Rog­genstroh, dicht um die Gegend der Krippe zerstreut, mit diesen können sie sich die Nacht hindurch unterhalten, was sie davon fressen ist Futter, und was sie liegen lassen ist Streu für die folgende Nacht. In Zeit von einem Monath wird von diesem Stroh wenig mehr liegen blei­ben, die Thiere werden alsdann keine Streu bekommen, weil siekeine mehr bedürfen. Bey jeder Fütterungszeit werden die Ställe gehe hr et, und aufs sorgfäl­tigste vom Kothe g er einig et, dieses muss besonders beym Abendfutter gesche­hen ; die Reinigung der Ställe wird bis zu den dritten Winter für das Putzen der Füllen gerechnet. Es verstehet sich doch von Selbsten , dass die Thiere ge- reiniget werden müssen , so bald sie schmutzig sind. Alle sechs Wochen hindurch werden die Hüffe untersucht, und im Fall sie zu lang, verbogen, ungleich, oder sonst verunstaltet seyn sollten, durch einen Schmid verkürzet, gleich gemacht, und auf die Art beschnitten, wie man dem Menschen die Nägel abschneidet. §. III. Von der Behandlung der Füllen auf der zweyten Wey de, wo sie ein Jahr alt sind. Den zweyten Sommer weyden die Füllen allein, man wählet darzu Plätze, die mit gutem süssen Grase, mit fliessendem Wasser, mit Bäumen, mit Gebü­sche , und in Mangel der letzten, mit wohl eingerichteten Unterstandshütten (sollten sie imNothfall nur aus geflochtenen Sträuchern bestehen) versehen seyn. Wo es wenig Bäume, und gar keine Gebüsche giebt, sind die Unterstands­hütten unentbehrliche Dinge; die Thiere müssen solche haben, damit sie sich für der Sonne, für der Hitze, für der rauhen Witterung in jedem Falle schü­tzen können. Die Zeit, wann man die Füllen auf die Wey de giebt, hängt vom Clima, vom Wüchse des Grases, von Luft und Witterung ab. In den meisten K. K. Provinzen lässt sich, überhaupt genommen, die Mitte des Maymonats zur Austreibzeit bestimmen. Acht Tage früher, oder später kommen in keinen Betracht; doch ist es allemal besser, wenn man die jungen Thiere nicht zu frühe auf die Plätze treibt. Man hat alsdann nicht nur gute Witterung, sondern auch gesunde Weyde zu hoffen, auf bey des ist ge­nau zu sehen, denn nicht nur das kalte Wetter, sondern auch das junge Gras zernichten oft ganze Schaaren. Die Hengstfüllen, die mit der Zeit Kriegspferde abgeben sollen, soll man ein Monat, oder vierzehn Tage vorher verschneiden lassen, ehe sie auf die Weyde gehen, denn sie haben nunmehro ein Jahr. Die Ursache ist, weil sich

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