Szakcikk gyűjtemény
F. v. Winckel: Frauenleben und -leiden am Äquator und auf dem Polareise
stets in denselben Räumen und trägt sie draußen auf ihrem Rücken im Amaut mit zur Arbeit. Bis das Kind volle zwei Jahre alt ist, wird es in diesem Sack nackt auf dem nackten Rücken der Frau getragen und Amundsen (1. c. p. 240) sah, wie Säuglinge beim Herausnehmen aus dem warmen Platz mehrere Minuten lang bei einer Temperatur von bis —50° Celsius splitternackt gehalten wurden, ohne daß es ihnen im geringsten schadete! Schon frühzeitig werden die Kinder an die Arbeit gewöhnt. Ein kleiner Knirps von 5—6 Jahren kann in einem Tage große Bündel Dorsche vom Angeln nach Hause bringen (Amundsen 1. c. p. 245), kleine Bogenschützen vom Netschjillistamme bildet Amundsen auf p. 283 ab. Die Mädchen werden gleichfalls früh an ihren Beruf gewöhnt, sie lernen nähen und müssen der Mutter im Hause zur Hand gehen. Wenn die Eskimos sich begegnen, so begrüßen sie sich nicht nach unserer Art durch Küssen, sondern pressen die Nasen aufeinander und schnupfen sich zu. Mit den Eskimos teilen auch die Bewohner der Marquesas-Inseln (10° südl. vom Äquator und 14° westl. Länge) nach Langsdorff die Sitte, daß sie bei der Begrüßung die Nasen gegeneinander drücken (Stoll, Das Geschlechtsleben, 1. c. p. 232). Bei den Eskimos erklärt Amundsen dieses aus den unappetitlichen Beschäftigungen, die sie mit dem Munde ausführen; so bildet er eine Eskimofrau ab, die ihrem Manne mit den Zähnen den Stiefel an der Ferse abzieht (1. c. p. 243), wobei es sie gar nicht genieren soll, daß sie den Mund voll von dem Schmutz der Nässe bekommt, in die der Mann den Tag über getreten ist. Aber noch verblüffender wirkt es auf den Europäer, sagt Nansen (1. c. p. 110), wenn wir die Eskimofrauen ein Fell aus der stinkendenden Urintonne, die vor ihrer Türe steht, nehmen, hineinbeißen und dann zu bearbeiten anfangen sehen. Für sie ist der Mund die dritte Hand. Daher haben die alten Weiber dort oben auch auffallend kurze abgestumpfte Vorderzähne. Merkwürdig ist die Rolle, die der Urin im Leben des Eskimoweibes spielt. Zuerst wird er zum Waschen der Haut benutzt: sie lieben den Geruch, der ihnen von alledem anhaftet, nennen ihn jungfräulich und halten ihn für ein wirksames Zaubermittel zum Anlocken der Männer; dann benutzen sie den Urin um das Haar geschmeidig und glänzend zu machen und, damit es sich in einen straff und aufrecht stehenden Knoten recht fest zusammendrehen läßt, baden sie es vor dem Frisieren in Urin; außerdem wird er zum Erweichen der Seehundfelle gebraucht. Hinsichtlich des Waschens mit Urin bemerkt Nansen (1. c. p. 242), daß dies ein uralter Gebrauch zu sein scheine. Man fände ihn schon in den heiligen Büchern der Parsen erwähnt. So stehe in der Vendidad 8, 13, daß die Leichenträger sich mit Urin 17* 19] Frauenleben und -leiden am Äquator und auf dem Polareise. 229