Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Drittes Kapitel. Formen des Kindbettfiebers §. 31-80 - I. Normale Formen
48 lem Bewusstsein. Das Gesicht hat oft einen ruhigen, wenig ängstlichen Ausdruck, fast wie hei Gesunden, in anderen Fällen ist es hlass und entstellt, die Augen sind matt und ohne Feuer, die Pupillen nicht selten erweitert. Die Haut ist blass, anfangs warm und weich, später oft trocken, oder klebrig, bald heiss anzufühlen, bald kühl. Die Brüste sind in der Regel welk und beigefallen, seltener dauert die Secretion derselben fort, die Lochien zeigen oft keine Veränderung. Die septische Form besteht entweder ursprünglich, oder entwickelt sich bald aus einer der vorigen Formen. Der Frost tritt oft schon gleich nach der Gehurt ein und ist gewöhnlich sehr heftig, der Puls gleich anfangs klein und weich und sehr frequent. Die Schmerzen sind bald dumpf, bald lebhaft und brennend, der Leib stark meteoristisch aufgetrieben. Die Züge verfallen sehr schnell, das Gesicht bekommt eine schmutzig- livide Farbe. Die Kranken liegen stumpfsinnig da, mit halboffenen Augen, gleiten beständig zum Bettende herunter. Die Zunge ist anfangs feucht und schlaff, mit einem schmutzigen Schleime überzogen, später wird sic trocken, braun und ris- ' sig. Die graugelbe Haut ist brennend heiss, oder mit klebrigen , übelriechenden Schweisscn bedeckt. Die Lochien sind abundant und stinkend, die Brüste sondern eine schmutzigweissgraue Feuchtigkeit ab, oder sind welk und leer. In der Regel tritt frühzeitig ein stinkender Durchfall ein. §. 35. Die Peritonitis ist selten das einzige Localleidcn, sondern gewöhnlich mit anderen primären Leiden combinirt. Unter diesen verdienen einerseits diejenigen, welche ausserhalb der Geschlechtsorgane diese Form des Kindbettfiebers vorzugsweise zu begleiten pflegen und bei den übrigen Formen seltener erscheinen, andererseits aber die combinirten Entzündungen der Gebilde des Sexualapparates eine besondere Berücksichtigung. Zu den ersteren gehören die Affection der Schleimhaut des Tubus alimentaris und der Pleura. Die Darmschleimhaut ist fast immer in Folge der primären Blutcrasis schon frühzeitig mit ergriiTen. Trotz der starken Exsudation findet dennoch anfangs häufig Verstopfung, oder nur ein wässeriger Schleimabgang aus dem unteren Theilc des