Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Drittes Kapitel. Formen des Kindbettfiebers §. 31-80 - I. Normale Formen

49 des Dickdarmes Statt, die Verstopfung“ pflegt um so anhalten­der und hartnäckiger zu sein, je mehr der sthenische Krank - hcitscharacter ausgeprägt und die Muskelhaut des Darmes durch die Heftigkeit der Peritonäalentzündung paralysirt ist. Die Schmerzen und die Auftreibung des Leibes erreichen alsdann einen ausserordentlich hohen Grad. Dies sind diejenigen Fälle, wo am 3. bis 4. Tage der Krankheit eine spontane oder künst­lich bewirkte Diarrhoe, welche das verhaltene Exsudat nebst den angcsammelten Fäcalmaterien entleert, unter Beifallen des Leibes die Kranken wesentlich erleichtert und kritisch erscheint, eben weil sie ein Zeichen des Nachlasses der Entzündung ist. Die Abgänge sind hier reichlich, kothig, dunkel gefärbt, stinkend. Bei den weniger sthenischen und zumal den asthenischen Formen kommt es dagegen gewöhnlich gleich zur Excretion, die je­doch höchstens durch Minderung der meteoristischen Spannung eine vorübergehende Erleichterung gewährt. Ist das Rectum vor­zugsweise der Sitz des Leidens, so ist der Durchfall, obwohl nicht immer, mit Tenesmus verbunden. In der Regel ist die Entzündung auf die Schleimhaut des ganzen Dickdarmes und zum Theile auch des Dünndarmes verbreitet; die Ausleerungen erfolgen meistens in Zwischenräumen, starkes Angstgefühl und Schmerzen längs dem Verlaufe des Colon gehen ihnen voran. In anderen Fällen findet ein fast ununterbrochener, oft unwillkür­licher Stuhlabgang Statt. Die Ausleerungen selbst sind gewöhn­lich, namentlich im Anfänge, durch Gallenstoffe und Fäcalma­terien mehr oder minder gelblich, grünlich oder bräunlich ge­färbt, im Uebrigen entsprechen sie dem Krankheitscharacter. Sie enthalten bisweilen häutige Concremente und Pscudomem- branen, besonders wenn die freien Intervalle länger dauerten und der Faserstoff des Exsudates Zeit hatte zu gerinnen, oder sie haben eine eiterige, oder eiterig-gallertige Beschaffenheit, oder sie sind mit Klumpen von geronnenem Eiweiss gemischt, wodurch sie ein gehackten Eiern ähnliches Ansehen bekommen, oder sie sind dünn, schleimig, serös, letzteres um so mehr, in je rascherer Folge sie sich drängten. Bei der septischen Form sind sie schwarz oder schwärzlich, jauchig und verbreiten ei-, nen aashaften Geruch. In selteneren Fällen ist den Abgängen Blut beigemengt. Litzmann, Kindbettfiebef. 4

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