Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Zweites Kapitel. Pathologische Anatomie des Kindbettfiebers §. 11-30

33 Bauchwand und der Baucheingeweide aus, eo jedoch, dass in den meisten Fällen die Affection der Sexualorgane vorherr­schend bleibt. Sie liefert stets ein reichliches Exsudat, dessen Beschaf­fenheit je nach dem Krankheitscharacter wechselt. Feste, derbe Pseudomembranen trifft man hier, selbst bei der sthenischen Form der Krankheit seltener, als in der gewöhnlichen Perito­nitis. Denn der faserstoffige Tlicil des Exsudates, wenn er sich auch durch Gerinnung aus dem Serum ausgeschieden hat, beginnt sehr schnell sich in Eiter umzubildcn und bedeckt in verschiedenen Entwickelungsgraden als eine citronen- oder stroh­gelbe, bald mehr, bald weniger flüssige, klumpige Schicht so­genannter plastischer Lymphe die Baucheingeweide und ver­klebt sie unter einander und mit den Bauchwandungen. Im­mer ist diese Masse in grösster Menge und Consistenz auf dem Ucberzuge der Generationsorgane, nächstdem auf denDu- plicaturcn des Netzes angehäuft. In anderen Fällen stellt das Exsudat eine homogene, gelbe oder gelbgrünliche, bald dickere, bald dünnere, purulente Flüssigkeit dar, oder man findet ein dünnes, trübes, durch aufgelösten mehr oder minder zersetzten Blutfärbestoff rothes, röthliches (hämorrhagisches), oder schmut­zig bräunliches, grünliches, chocoladefärbiges, stinkendes Fluidum ergossen, oder ein klares Serum, in dem nur wenige häutige Flocken suspendirt sind, erfüllt die Bauchhöhle. Die genannten Formen des Exsudates gehen durch Zwischenformen vielfach in einander über. Oft bestehen je nach der verschie- denen Zeit des Eintrittes mehre derselben neben einander. Unter dem Exsudate zeigt sich das Peritonäum in ver­schiedener Weise geröthet, im Allgemeinen um so mehr, je acuter die Krankheit verlief und das Exsudat einen plastischen Character besitzt. Die Rötlie ist am stärksten in demjenigen Theile, welcher die Sexualorgane überzieht. Sie erscheint als eine, bald verbreitete, bald auf einzelne Stellen beschränkte, bald feinere, bald gröbere, bald hellere, bald dunklere Injec­tion. Sie fehlt bisweilqn ganz und eine trübe, mattweisse Fär­bung ist an ihre Stelle getreten. Das Peritonäum ist sammt dem subscrösen Zellgewebe durch faserstoffige, gallertig-eiterige, oder seröse Infiltration mehr oder weniger verdickt; diese Litzmann, Kindbettfieber. Q

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