Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Zweites Kapitel. Pathologische Anatomie des Kindbettfiebers §. 11-30

32 tonitis oder Endometritis, am seltensten tritt sic als alleiniges, die Krankheitsform bestimmendes Ilauptlciden auf. Wie die Ve­nenentzündung scheint auch sie als primäre Affection immer von den Uteringefässen ihren Ausgang zu nehmen. Vorzugsweise findet man die Lymphgefässe in den Seitentheilen und an der Rückenwand dieses Organes entzündet. Sie unterscheiden sich yon den Venen durch ihre mehr oberflächliche Lage, die Dünn­heit ihrer Wände, wodurch sie der darüber ausgebreiteten Se­rosa ein milchweisses Ansehen mitthcilcn, und den geschlängel­ten Verlauf. Sie sind oft bis zur Dicke einer Rabenfeder er­weitert und bilden in Absätzen rosenkranzartige, Rohnen- bis Haselnussgrosse Anschwellungen. Ihre Häute sind blass, trübe, die innere matt, oft uneben und aufgelockert, ihre Kanäle mit Eiter, selten mit Jauche gefüllt. Das umgebende Parenchym, so wie das subperitonäale Zellgewebe sind gewöhnlich eiterig oder serös infiltrirt. Nicht selten lässt sich die Entzündung bis in die benachbarten Plexus hypogastrici, den Plexus lumba­lis und die betreffenden Lymphdrüsen verfolgen. Diese sind angeschwollen, selbst bis zur Grösse eines Taubeneies, blutreich und mit verschiedenartigem Exsudate imprägnirt, oft mehr oder minder durch Eiter oder Jauche zerstört. Seltener sind dieje­nigen Fälle, wo die Entzündung sich aufwärts oder abwärts über die angegebenen Gränzen verbreitet. Doch hat man ei­nige Male sogar den Ductus thoracicus entzündet gesehen, sein Lumen bis zur Dicke einer Schwanenfeder erweitert und mit ei­ner eiterartigen Materie gefüllt. §. 20. Wohl am häufigsten unter allen Gebilden ist das Peritonäum im Kindbettfieber erkrankt. Diese Affection geht in der Regel aus der specifischen Blutcrasis hervor und erscheint als solche seltener allein, meist in verschiedenartiger Combi­nation, bald mehr, bald weniger hervorstechend; oft aber auch entsteht sie per contiguum der Gewebe von der Schleim­haut oder den Gelassen des Uterus her, oder ist das Ergeb- niss einer secundären Blutsentmischung. Die Entzündung beginnt mit seltenen Ausnahmen immer in dem serösen Ueberzuge des Uterus und seiner Anhänge, sie beschränkt sich bisweilen auf denselben, gewöhnlich aber brei­tet sie sieh mehr oder minder über das ganze Peritonäum der Bauch-

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