Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Zweites Kapitel. Pathologische Anatomie des Kindbettfiebers §. 11-30

27 §. 16. Die Entzündung1 der Schleimhaut des Tubus alimen- taris ist im Kindbettfieber eine sehr häufige Erscheinung·. Sie tritt nicht selten als primäre Affection gleichzeitig· mit anderen puer­peralen Entzündungen aut, oder gesellt sich diesen bald hinzu, oft aber auch ist sie der örtliche Ausdruck der einen oder der an­deren Form des sccundären Blutleidens. Sie bietet je nach den Graden der Ausbreitung, dem Krankheitscharactcr und der ihr zum Grunde liegenden Blutsentmischung verschiedene Merk­male dar. Am seltensten befällt die Entzündung den oberen Theil des Tubus alimentaris. Die Schleimhaut der Mundhöhle, des Ha­chens und der Speiseröhre ist alsdann, bald nur an einzelnen begränzten Stellen, bald in grösserer Ausdehnung angcschwol- len, geröthet und mit einer dünnen Schicht eines gelben, pla­stischen oder eiterigen Exsudates bedeckt, bisweilen hie und da leicht erodirt. Oft findet man die Schleimhaut des Magens in ähn­licher Weise verändert, ein anderes Mal sammt den sub- mucösen Gébilden auf verschiedene Tiefe in eiterig - gallertiger oder gallertig - seröser Auflockerung und Schmelzung begrif­fen, nicht selten im Zustande sogenannter schwarzer Erwei­chung. Im letzteren Falle ist in der Magenhöhle eine saure, kaffeesatzartige, mit Fetttropfen gemischte Flüssigkeit gewöhn­lich in grosser Menge angesammelt, die Schleimhaut des Blindsackes in einen bräunlich-schwarzen Brei aufgelöst, biswei­len sämmtlichc Häute bis auf die dünne, florähnliche, von schwar­zen Gefässcn durchzogene Peritonäalscliicht zerstört. In den höheren Graden des Uebcls ist nicht blos der Magengrund, sondern auch das auf gleiche Art erweichte Zwerchfell und der Oesophagus sammt dem Mediastinum durchbrochen und dic Con­tenta des Magens sind in die Bauch- oder Brusthöhle, vor­zugsweise die linke ergossen, An den Durchbruchsstellen und so weit die ergossene Flüssigkeit reicht, trifft man alsdann mehr oder minder ausgeprägte Spuren einer reactionären Ent­zündung, welche die Entstehung des Durchbruches, während des Lebens beweisen. Die Schleimhaut des Darmkanales ist oft in ihrer ganzen Ausdehnung ergriffen. Selten findet man auf ihr cin pla-

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