Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Siebentes Kapitel. Geschichte des Kindbettfiebers. §. 94-224

214 Krankheit in das Krankenhaus verlegt. Die Witterung· war im Ganzen g-elind, mit vielem liegen, Schnee und Wind. Ent­zündliche Aflectionen waren seltener, als früher, die catarrh a- lisch - rheumatischen herrschten vor. Einen oder zwei Tage nach einer glücklichen Niederkunft wurden die Kranken von Frost befallen, worauf Hitze und Schmerzen in der Gegend des Uterus oder der Ovarien, bisweilen im ganzen Leibe, folgten. Die Schmerzen waren anfangs kolikartig, intermittirend, wie Nachwehen, bald aber wurden sie anhaltend und äusserst hef­tig. Lochien und Milchsecrction waren vom Anfänge an ver­mindert, oder ganz unterdrückt. Damit verbanden sich ein heftiges, sthenisches Fieber, grosse Abgeschlagenheit der Glieder, Angst und Druck in den Präcordien ; die Haut war entweder heiss und trocken, oder schlaff, in profusen Schwcis- sen zerfliessend, der Puls meist klein und unterdrückt, das Athmen hastig, kurz und beengt, der Durst unauslöschlich, der Appetit verschwunden, die Zunge unrein, heiss, einige Kranke waren hartnäckig verstopft, andere litten an Diarrhoe. Bei manchen war das Gesicht schon jetzt entstellt, schmutzig bleich, mit einen« schmerzlichen Ausdrucke. Der Leib war ge­spannt und meteoristisch aufgetrieben, der Uterus gross und hart, um so härter, je mehr die Lochien sich vermindert hatten, Scheide und Muttermund heiss und bei der Untersuchung schmerzhaft. Die Lochien waren sehr sparsam oder ganz un­terdrückt, nur in einem Falle flössen sie regelmässig fort. Die Brüste waren meist welk und milchleer; bei einigen be­stand die Milchsecrction anfangs noch in geringerem Grade und hörte dann allmälich auf. Dieses Stadium dauerte selten länger, als 9 bis 12 Stunden. Die Schmerzen im Leibe, die sich nach jeder Blutentziehung für eine Zeitlang gemindert hatten, verschwanden plötzlich ganz oder liessen bedeutend nach, nur bei dreien hielten sie bis zum Momente des Todes an. Die Kranken vertrugen jetzt einen starken Druck, waren heiter und voll Hoffnung. Die Auftreibung des Leibes nahm zu, bisweilen ward eine undeutliche Fluctuation fühlbar. Die Lochien flössen gar nicht, oder sehr sparsam, übelriechend, eiterartig und cessjrten bald ganz; Milch wurde wenig- oder gar nicht abgesondert. Leichte Frostschauer stellten sich ein. Die

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