Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10

7 δ. Ausser der primären und specifischcn Alteration des Blutes, mit der sich alsdann die eine oder die andere der so eben beschriebenen Formen combinirt, wird im Kindbettfic- ber nicht selten eine secundare Blutsentmischung' beobachtet, die durch die Aufnahme der auf der inneren Fläche des Uterus und in anderen Organen gebildeten Exsudate, oder durch directe Beimischung der Producte einer Venenentzündung entsteht. Die Bcsorption des Serums der Exsudate kann in jedem Organe Statt finden, wo dasselbe nicht durch festere Pseudomem- branen abgeschlossen wird, sie ist im Uterus nur dadurch er­leichtert, dass durch die Zerstörung der Schleimhaut an der Placentarstelle eine offene Wundfläche gegeben ist. Eine di­recte Aufnahme durch die offenen Mündungen der zerrissenen Venen ist aber hier nicht wohl möglich, weil in denselben der Kreislauf aufgehört hat und das in ihnen enthaltene Blut theils durch die Contractionen des Uterus ausgetrieben wird, theils gerinnt und so einen die Oeffnungen verschliessenden Pfropf bil­det. Die Art des so entstandenen Blutleidens ist natürlich bewegung wirklich beschleunigt, in Folge der vermehrten und kräftigen Zusammenziehungen des Herzens wird das Blut in einer gegebenen Zeit öfter der Einwirkung des atmosphärischen Sauer­stoffs ausgesetzt, als es in normalen Zustande der Fall ist. Yon der Einwirkung des Sauerstoffs muss aber schon mit grosser Wahr­scheinlichkeit die physiologische Bildung des Fibrins aus dem Albu­min der Lymphe abhängig gemacht werden. Sie beginnt in den Lymphdriisen, denen durch ihre zahlreichen Blutgefässe beständig ein Uebermass von Sauerstoff zugefiihrt wird , gleichzeitig mit der Bildung des Färbestoffs und der Umwandlung der Lymphkörperchen in Blutkörperchen. Was in den Lymphdriisen vor sich geht, ge­schieht in höherem Grade noch in den Lungen, wo eine stärkere und directere Einwirkung des Sauerstoffs Statt findet; die Bildung des Fibrins uud des Färbestoffs nimmt zu, die Metamorphose der Lymphkörperchen in Blutkörperchen wird vollendet, die Blutkör­perchen werden durch verschiedene Uebergangsstufen ihrer Auflö­sung entgegen geführt. Ist daher die Einwirkung des Sauerstoffs, wie beim sthenischen Fieber, pathologisch gesteigert, so muss eine vermehrte Erzeugung von Faserstoff und eine raschere Entwickelung der Blutkörperchen die Folge sein. Die raschere Entwickelung der letzteren bedingt eine schnellere Auflösung und Verbrauch, die, da sie nicht durch eine entsprechende Neubildung ausgeglichen werden.

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