Grosse, Johannes dr.: Ignaz Philipp Semmelweis, der Entdecker der Ursache des Kindbett-Fiebers (Leipzig-Wien, 1898)
Zweiter theil. Die Wirksamkeit von Semmelweis in Pest
27 ERSTES KAPITEL. Seine erste Zeit in Pest. Während leider die Pariser Akademie der Medicin im Jahre 1851 sich gegen Semmelweis erklärte23), erwarb sich derselbe bald das Vertrauen seiner Pester Kollegen und der dortigen Bevölkerung. Am 20. Mai 1851 wurde Semmelweis Primararzt an der geburtshilflichen Abtheilung des St. Rochushospitales daselbst und löste hier die Verbindung der Gebäranstalt mit der chirurgischen Abtheilung, einen Theil der Krankensäle für gynäkologische Fälle reservierend. Von Pest aus bemühte sich Semmelweis, als die Professur der Geburtshilfe und Gynäkologie zu Prag im Jahre 1852 erledigt war, an diese Universität zu kommen. Doch Ovaren seine Bemühungen vergeblich. Semmelweis wurde aber ohne Bemühungen von seiner Seite am 18. Juli 1855 zum Professor ordinarius der theoretischen und praktischen Geburtshilfe an der königlich-ungarischen Universität zu Pest ernannt. Sein Amt am St. Rochushospitale behielt er nur noch bis zum Juli 1857 bei. Während der sechsjährigen Wirksamkeit von Semmelweis ereigneten sich im St. Rochushospitale 933 Geburten; von den Wöchnerinnen starben jedoch nur 8, mithin nur OSö0/,), und zwar trotz der ungünstigsten Verhältnisse. Infolge noch ungünstigerer 23j Vergl. Arneth, Note sur le moyen proposé par M. Semmelweis, pour empeeher le développement des épidémies puerperales dans l’hospice de la maternité de Vienne. Lue á l’Académie de médecine de Paris. Paris, le 7. Janvier 1851; Annales d’Hygiéne publique 1851, t. XLV, p. 281.