Grosse, Johannes dr.: Ignaz Philipp Semmelweis, der Entdecker der Ursache des Kindbett-Fiebers (Leipzig-Wien, 1898)

Erster theil. Die Wirksamkeit von Semmelweis in Wien

13 die Zahl der Gebärenden eine grössere als in den früheren Jahren war. Da man aus dieser Thatsache berechtigt ist, den Schluss zu ziehen, dass die Reinigung der Hände von Seite der Aerzte und Hebammen vor der Untersuchung der Mutter mit Chlorwasser, welche seit der Zeit der Verminderung der Sterblichkeit von Herrn Dr. Semmelweis auf dieser Klinik eingeführt wurde, einen bedeutenden Einfluss auf dieses günstige Mortalitätsverhältnis geübt habe, beschloss die Versammlung, Herrn Dr. Semmelweis zu ersuchen, derselben seinen Erfahrungen über diesen Gegenstand in einem Vortrage mittheilen zu wollen.“ Semmelweis, welcher zum zweiten Male am 20. März 1847 als Assistenzarzt in die erste Gebärklinik eingetreten war, musste am 20. März 1849 seine zweite Dienstzeit daselbst beschliessen und abermals aus dem Verbände des allgemeinen Krankenhauses ausscheiden, weil seine Bitte um Gewährung einer Verlängerung seiner Dienstzeit ihm kurzw^eg abgeschlagen worden war. Dieselbe Bitte wTar, wie wir sahen, seinem Vorgänger Dr. Breit gewährt worden. Semmelweis wurde jedoch in der Generalversammlung der k. k. Gesellschaft der Aerzte vom 6. Juni 1849, beziehentlich am 11. Juni 1849 zum Mitgliede dieser Gesellschaft gewählt.12) Bald darauf erschien Dr. Haller’s ärztlicher Bericht über das k. k. allgemeine Krankenhaus zu Wien und die damit ver­einigten Anstalten: die k. k. Gebär-, Irren- und Findelanstalt im Solarjahre 1848.13) In diesem Berichte trat Dr. Haller durch folgende Dar­legungen für Semmelweis ein: „Das Sterblichkeitsverhältnis auf den beiden grossen Gratis­abtheilungen 14) der Gebäranstalt ist fast ein gleiches und muss in jeder Beziehung ein befriedigendes genannt werden. Seit Jahren bestand jedoch eine bedenkliche Verschiedenheit. 12) Vergl. das Protokoll in der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, V. Jahrgang 1848/49, II. Bd., 7. Heft, p. LXXII. 13) Vergl. Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, V. Jahrgang 1848/49, II. Bd., 8. Heft, Seite 498 ff. 1J) Abgesehen von dem „Zahl-Gebärstock“ des supplierenden Primarius Dr. Chiari.

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