Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation
I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose
Über das während der Extraktion entstehende Trauma. 135 er annahm, daß durch Liegenlassen desselben die freie Bewegung der Tube im Kehlkopfe gehindert wird1). Vom Standpunkte des Traumas kann auch die manuelle Tubenentfernung kaum beanstandet werden, zumindest heben die bisherigen französischen Mitteilungen (Sevestre, Marfan, Variot) die Unschädlichkeit des Bayeux sehen Verfahrens eigens hervor, obzwar mein gewesener Assistent Dr. Loránd in seinem im Jahre 1898 erschienenen Artikel folgendes ausführt: „Zugestanden, daß der Bayeux sehe Griff, von einem geübten Arzte ausgeführt, keinen Schaden verursacht, können wir denken, daß der auf die vordere Wand des Kehlkopfes ausgeübte, event, wiederholte minder zarte Druck, den bei Abwesenheit des Arztes die Wärterin anwenden wird {Bayeux), ganz gleichgültig sei? Müssen wir nicht mit Recht befürchten, daß wir durch das Aufdrücken der vorderen Luftröhrenwand an das untere Tubenende, die an dieser Stelle ohnedies mit Vorliebe auftretende Decubitusbildung durch Verletzung der Schleimhaut der Luftwege begünstigen?!“ Diese kritische Bemerkung von Loránd ist jedenfalls beachtenswert, und das Echo finden wir bereits in der Literatur, indem Trumpp in seiner im Jahre 1900 erschienenen Arbeit schreibt: „Bei bestehendem Decubitus ist die. Expression selbstverständlich kontraindiziert“, obzwar die Pariser Intubatoren bisher diese Kontraindikation der Enucleation meines Wissens noch nicht aufgestellt haben und Variot betont, daß er bei Leichenversuchen, bei denen die Enucleation 10 mal hintereinander vollzogen wurde, die Verletzung der trachealen und intercricoidealen Schleimhaut nicht beobachtete. Im Gegensätze zur Eadenextraktion und der „Enucleation digitale“ kann die instrumenteile Extubation ausnahmsweise schwere Beschädigungen verursachen. Dillon Brown befaßte sich schon im Jahre 1897, also bei der Gelegenheit der ersten Bekanntmachung des Intubationsverfahrens mit dem Extubationstrauma, indem er folgendes sagte: ,, .........if it is (nämlich der Extraktor) removed, with the blades widely open, much injury will be done. Not only will you lacerate the larynx, but may even split up er the cricoid cartilage, and so enlarge the chink of the glottis, that on the next attempt to remove it you will push it into the trachea. . .“ und hebt besonders das Gefahrvolle jenes Vorkommnisses hervor, wenn die Branchen des Extraktors zwischen Tube und Kehlkopfwand („outsides of the tube“) gelangen (Fausse route-Bildung). Außer Dillon Brown hat auch O'Dwyer selbst in seinem im Jahre 1890 am Berliner internationalen Ärzte-Kongreß gehaltenen \ ortrage die durch den Extubator möglicherweise verursachten Kehlkopfbeschädigungen eingehend behandelt (bei Leichenversuchen sah auch er die Fraktur des Ringknorpels), und im Jahre 1897 sagt er in seinem „Retained Intu- i) i) Daß durch Liegenlassen des Fadens dem Eindringen von Infektionserregern in die unteren Luftwege, oder einer Aspiration der Nahrung und somit der Entstehung von Schluckpneumonie Vorschub geleistet werde ist nichts weiter als theoretisches Klügeln und entbehrt jeder praktischen Grundlage. Castelain (Lille) Echo medical du Nord. 1904.