Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation

I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose

Ich empfehle das von mir wiederholt publizierte Verfahren der Auf­merksamkeit der Fachgenossen und hoffe zuversichtlich, daß auch andere, wie ich, ihre Freude daran haben werden, wenn es gelingt, den Schaden, der dem Kranken zuweilen durch die Intubation erwächst, mit der Intubation wieder wettzumachen und die sekundäre Tracheotomie, die in ihren Folgezuständen nicht selten die größte Gefahr birgt, umgangen werden kann. Das Verfahren wurde außer mir von Tanturri in Neapel und Louis Fischer, sowie von Burt Russel Shurly in New York erprobt. Tanturri erreichte in einem Falle, wo er 40 mal intubierte und die Tube ca. 130 Tage lang eingeführt lag, mit Alaun und Ichthyol imprägnierten Heiltuben die endgültige Extubation; Louis Fischer verwendet lOpro- zentige Ichthyolgelatine; Burt Russel Shurly wendet gleichfalls Ichthyol an und empfiehlt die Gelatine mit Agar zu mischen wegen des tieferen Schmelzpunktes. Es ist mir nicht bekannt, ob die genannten Autoren Versuche in größerem Umfange angestellt haben, ihren Berichten ent­nehme ich bloß, daß sie Vertrauen zur Methode haben und ihre bis­herigen Heilversuche einschlugen. Fischers Artikel erschien im Jahre 1899 im Medical Record, Tanturri berichtete über seine Versuche im Jahre 1901 am IV. italienischen pädiatiischen Kongreß in Firenze. Die Artikel von Burt Russel Shurly erschienen in den Jahrgängen 1901 und 1904 des Journal of the American medical Association. 134 Die O’Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphtherischen Larynx-Stenose. c) Über das während der Extraktion entstehende Trauma. Wenn wir die in einem früheren Kapitel (siehe S. 52) geschilderten Arten der Tubenentfernung in Augenschein nehmen, so erscheint es uns im vorhinein — auch ohne praktische Erfahrungen — als un­zweifelhaft, daß die Möglichkeit der traumatischen Einwirkung bei der Fadenextraktion und der manuellen Extubation die geringste sein wird, bei der instrumentellen Entfernung der Tube jedoch die größte ist. Meinerseits kenne ich keine ernstlich in Betracht zu ziehenden Schattenseiten der Faden extubation vom Gesichtspunkte des Traumas, trotzdem ich dieses Verfahren seit mehr als 17 Jahren ausübe; meiner Meinung nach kann die Extraktion mittels des Fadens einen den Kehl­kopf schädigenden Einfluß bloß in dem einen Falle haben, wenn eine stärkere entzündliche Anschwellung des Kehlkopfes die Tubenkrawatte teilweise bedeckt, in welchem Falle das Herausziehen der Tube mittels des Fadens eine Beschädigung der entzündeten Teile verursachen könnte. Ferroud, Tsakiris, Galatti, Perez Avendano, Sargnon und Tanturri er­wähnen als Nachteile der Fadenbelassung, daß an der Epiglottis, Uvula, Zungenwurzel und im Mundwinkel Erosionen und kleinere Geschwüre auftreten können, welche Möglichkeit ich wohl selbst anerkenne, doch kann ich auf Grund meiner genug reichen Intubations­erfahrungen behaupten, daß derartige Vorkommnisse bloß ausnahms­weise verzeichnet werden können. Widerhofer entfernte den Faden, weil

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