Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation

I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose

Geschichte der Entwicklung- der Intubation. 5 dieses Neoplasm, kaum ins Leben getreten, am 22. Jänner 1859 ,,Die Akademie respektive eine Kommission .........hat jedoch e xstirpiert,“ — und der Autor gibt seiner Verwunderung darüber Aus­druck, daß die Pariser ärztliche Akademie sich Wochen hindurch mit dieser „barocken“ und „schädlichen“ Sache beschäftigen konnte. Bouchuts Tubage war nunmehr allmählich in Vergessenheit geraten, und obwohl Störlc, Möller, Weinlechner, Monti, Schrötter und Macewen immer aufs neue Versuche auf diesem Gebiete unternahmen, fanden ihre Empfehlungen keinen Anklang, und es hatte den Anschein, als ob Bouchuts Idee endgültig abgetan sei. Im Jahre 1885 gab O’ Dwyer zuerst sein von ihm „Intubation“ ge­nanntes Verfahren bekannt, und Bouchut konnte noch das Sieghaftwerden seiner Idee erleben und im Jahre 1887 mit Freude konstatieren, daß „die Larynx-Tubage, die ihre Feinde tot wähnten, den Staub der Eloquenz der Akademie abschüttelte“, der sie bisher verdeckte; die Idee siegte und es war ihm vergönnt, nach dreißig Jahren Zeuge ihrer Auferstehung zu sein. Ja noch mehr, der seinerzeit verkannte verdienst­volle französische Kinderarzt hatte noch die Genugtuung, daß das Vey-., fahren allmählich auch diesseits des Ozeans Platz griff und im Siegeszuge' auch französischen Boden berührte, „und siehe da“ — meint der greise Bouchut mit einem Mischtone von Bitternis — „die französischen Blätter fühlen sich glücklich, zur Belehrung ihrer Leser über die neue Operation schreiben zu können.“ Darin ward ihm nun eine gewisse Genugtuung für die Unbill, die er im Vaterlande erlitten, und im Jahre 1890, am X. internationalen Ärzte­kongreß in Berlin, konnte er voll Selbstbewußtsein sagen: „Monsieur O'Dwyer et ses collégues .... ont fait des milliers de tubages, avec 40 pour 100 et plus de guérisons. C’est tout ce qu’il y a de plus encourageant, et c’est plus qu’il n’en faut, pour établir, que mon idée du tubage était excellente et que seu 1, j’avais raison en 1858, contre ceux, qui alors se sont liguéscontre cet immense progrés.“ Von Augenzeugen hörte ich, daß die Szene, als der 70jährige Bouchut, der Entdecker der vergessenen „Tubage“, und der 49 jährige O’ Dwyer, der glückliche Erschaffer der modernen und siegreich durchgedrungenen „Intubation“, sich in dieser Sitzung die Hände reichten, zu Tränen rührend war. Bei dieser Szene trafen sich zwei vom ärztegeschichtlichen Gesichtspunkte hochbedeutende Jahreszahlen, nämlich 1858 und 1885, — im Jahre 1858 bereitete Bouchut sein Verfahren dem Richterstuhle der Akademie vor und im Jahre 1885 übergab O'1 Dwyer das endgültige Resultat lang­wieriger und gewissenhafter Forschungen zuerst der Öffentlichkeit. Welcher Umst and veranlaßte O’ Dwyer zu seinen ersten Intubations­versuchen? Ein völliger Mißerfolg auf dem Gebiete der Tracheotomie. Im New Yorker Eindelhause konnte nämlich die Tracheotomie seit Grün' dung des Institutes, also von 1869 bis 1880, keinen einzigen geheilten Fall unter den Croupkranken aufweisen. Dawies Aufschrift am Tore der Hölle: „Lasciate ogni speranza voi ch’entrate“1) hätte mit Recht über q „Lasset draußen jede Hoffnung, die ihr hier eintretet.

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