Balassa, J. V.: Unterleibs-Hernien . Vom klinischen Standpunkte mit topographisch- und pathologisch-anatomischen Daten beleuchtet (Wien, 1856)
Erster Abschnitt. Von den Unterleibshernien im Allgemeinen - C. Ursachen der Hernien
21 Punkt gehören die sogenannten disponirenden, unter den zweiten die unmittelbar Avirkenden Ursachen. 1. In der Reihe der disponirenden Ursachen nimmt den ersten Platz die normal grössere Weite der Bruchpforte ein. Daher sind Männer mehr zu Leisten-, Frauen mehr zu Schenkel-Hernien dis- ponirt, da hei jenen die Leistenringe , bei diesen die Schenkelringe weiter und grösser sind. — Ein weiterer prädisponirender Grund liegt in der zu grossen Weite des Bruchringes zufolge einer norimvidrigen Bildung, am augenfälligsten am Nabel ringe, Avenn die Sehnenfasern der Aveissen Bauchlinie fehlen oder unvollkommen «ausgebildet sind. Oft ist auch der äussere Leistenring auffallend weit, Avenn die be- nachbarten Bandfasern schütter und zart sind, oder in einem weiteren Umfange leicht nachgiebig, oder Avenn die Fasern des inneni schiefen und der untere Rand des queren Bauchmuskels mangelhaft entwickelt sind. Eine derartige unvollkommene Bildung kann auch an anderen Stellen der Bauehwand Vorkommen, und durch offene und schwächere Zwischenräume zu Hernien Veranlassung geben, Die angeborene Disposition zu Brüchen beruht auf so gestalteten Bildungsfehlern. — Ausserdem werden die Bruchpforten Aveiter durch Sclnvauger- schaft, Bauchwassersucht und Fettleibigkeit, Avelche eben so viele disponirende Ursachen zu Vorlagerungen ahgeben. Wir sahen oben, dass bei Frauen nach dem 20. Jahre Hernien relativ am häufigsten verkommen, Avas der Schwangerschaft allein zuzuschreiben ist. Alle Einflüsse, welche eine Erschlaffung der Gebilde des Organismus zur Folge haben, vermindern auch die Widerstandskraft der Bauchwandungen , und sind demnach als prädisponirende Ursachen der Brüche zu betrachten- Hieher gehören: die allgemeine Körperschwäche und Erschöpfung nach scliAveren Krankheiten, oder im vorgerückten Alter; schwere körperliche Arbeiten bei mangelhafter Nahrung ; endlich ein heisses Klima, die heissen Jahreszeiten und zu warme Kleidung. 2. Zu den unmittelbar Avirkenden Ursachen gehört vor allem, die gleichmässige Contraction der exspiratorischen Muskeln, Avie sie bei dem Heben von Lasten , bei der Stuhlentleerung , der Geburt, dem Husten, dem Spielen auf Blasinstrumenten, beim Erbrechen^, s. av. stattfindet. — Hierher sind auch diejenigen Unterleibskrankheiten zu reihen, Avelche auf die BaucliAvandungen einen Druck von innen nach aussen ausüben, z. B. die Auftreibung des Magens und der Därme, GeschAvülste, flüssige Exsudate, Fettsucht u. s. w. Endlich sind
