Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1919

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— 24 Seele. „ Was nützte es dem Mensehen, mahnt der Etiösfer, wenn er die ganze Welt gewänne, an seiner Seele aber Schaden litte?" (Math. 10, 26.) Die ganze sichtbare Welt ist nicht so viel wert als eine einzige Seele. Darum sind wir verpflichtet ih ; einem jeden Menschen die unsterbliche Seele zu achten und ihn als unseren Mit­menschen' zu lieben. Solches fordert die Würde des Menschen. Diese Achtung muss sich von .der Person auch auf sein Ver­mögen erstrecken. Der gute Christ wird von Gewissensbissen geplagt, wenn er sich an der Person oder dem Eigentum seines­Mitmenschen versündigt hat. Die Erkenntniss des hohen Wertes des Menschen mildert auch den Unterschied zwischen den einzelnen Gesellschaftsklassen, befördert die Erweiterung der bürgerlichen Rechte und ist zugleich deren bester Schutz gegen alle Angriffe und Beeinträchtigungen. Sehen wir von der Seele des Menschen ab, was bleibt dann noch, das Achtung und Schonung gebietet? - Christus lehrte uns auch die Arbeit schätzen und hochachten. Er hat mit seinem eigenen Beispiele die Arbeit geheiligt, in­dem er dreiszig Jahre lang als Handwerker lebte. Und der hl. Paulus sagt: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen." (2 Thess. 3, 10.) Durch die gottgefällige Arbeit heiligt der Christ sein Leben, indem er so die mit der Trägheit verbundenen Gefahren von seiner Seele abwendet, das Gebot Gottes hinsichtlich seiner selbst und seiner Familie erfüllt und sich Frische und Regsamkeit des Körpers und des Geistes erwirbt. Wo der christliche Glaube unter­drückt und verwiesen ist, wird die Arbeits lust alsbald schwinden, die Arbeit zur Last werden, treibt dann auch das Interesse nicht mehr zur Arbeit an, wird mit der Abschaffung des Privateigentums auch der letzte Antrieb zur Arbeit ertötet, dann wird die Arbeitscheu alsbald überhand nehmen und die Zwangsarbeit eingeführt werden müssen. Dann wird der Staat einem Zucht­hause gleichen, in welchem der eine Teil der- Menschen unter der Aufsicht des an­deren Teiles missmutig die Arbeit verrich­ten wird. Auf der erzwungenen Arbeit kann kein Gottessegen ruhen, einer solchen Ar­beit kein Fortschritt, kein Aufblühen, son­dern nur der Verfall der bürgerlichen Ge­sellschaft, des Landes folgen. Die heidnischen Staaten stützten sich auf die Sklavenarbeit, hatten darum auch keinen Bestand. Erst der christliche Glaube lehrte uns die Arbeit schätzen und gab da­durch der Menschheit die schönsten Werke des menschlichen Fleiszes. Auch in der Zukunft wird nur der christliche Glaube die Arbeit und den Arbeiter vom Rück­gänge bewahren können. Mit gleich gutem Erfolge hat der christ­liche Glaube auch die Stellung des Weibes in der bürgerlichen Gesellschaft verbessert und in Schutz genommen. Nach der christ­lichen Lehre ist das Weib die Lebensge­fährtin, die Ehehälfte des Mannes, seine Gehilfin. Der Mann als Ernährer der Fa­milie verrichtet die Arbeit seines Berufes, das Weib, die Hausmutter, versieht die Hauswirtschaft. Beide ergänzen sich. Der Kampf um das tägliche Brot ver­hindert wohl somanche vom weiblichen Geschlechte eine Familie zu gründen, der eigentliche Lebensberuf des Weibes ist aber doch das Familienleben, der schöne und erhabene Beruf als Mutter der Familie ihren Platz in der bürgerlichen Gesellschaft ein­zunehmen. Je mehr wir das Weib dem Familienleben entziehen, umsomehr schaden wir ihrem Ansehen, auch dem Familien­leben. Es wäre aber ein noch mehr ver­hängnissvoller Irrtum die Sorge um die Familie damit erleichtern zu wollen, indem man die Kinder der Familie entreisst und unter staatliche Erziehung nimmt. Mit der Entfernung der Kinder würde nämlich das

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