Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1919

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— 21 — der Apostel in seinem schon erwähnten Briefe gleichfalls hinweist. Auch er, der hl. Paulus sah irn Geiste den gräulichen Weg der Sünde von den ersten Eltern angefan­gen. Er sah, wie sie sich immer mehr aus breitete, sich anhäufte, sah die Thränen, die sie erpresste, das Leid und den Kum­mer, die sie verursachte, und endlich den Tod, der ihr folgte. Neben diesem schauer liehen Bilde, sah der Apostel aber auch ein anderes lichtes, tröstliches Bild. Er sah nämlich in Geiste die verklärte, licht­strahlende Gestalt Jesu Christi, des Erlösers, und als er die Finsterniss mit der Kraft des Lichtes verglich, stellte er das für uns tröstliche Ergebnis fest, dass das Licht stärker als die Finsternis ist. Er sagt näm­lich: „ Wo überschwänglich geworden die Sünde, wurde die Gnade noch über schwängliclier." (Rom. 5, 20.) Es ist näm­lich ein Meisterstück der göttlichen Erbar­mung und Weisheit, meine Lieben in Christo, dass Gott das Böse besiegt, es in den Plan seiner Vorsehung aufnimmt ; aus dem Bösen Gutes, aus dem Fluche Segen hervorgehen lässt. Nehmen wir nur als Beispiel die grösste aller Freveltaten, den Martertod des Gottessohnes. Nicht wahr, alles was dabei die Bosheit ausbrütete, der Hass erdachte, die verstockte Böswilligkeit vollführte um den Erlöser niederzutreten, zu vernichten, geschah ganz frei und ungehin­dert, diente aber nicht zur Vereitelung son­dern zur Vollstreckung des Erlösungswer­kes. Je mehr die Feinde Christi an den Sieg ihres bösen Vorhabens glaubten, um so mehr dienten sie in der Hand Gottes als Werkzeug zur Vollbringung des grossen Werkes der göttlichen Barmherzigkeit : auf solche Weise wurde die grösste Freveltat zur Quelle des reichsten Segens. Wir mögen daher, meine Lieben in Christo die Anordnungen und Zulassungen Gottes nicht bekritteln ! Es wird die Zeit kommen, wo er die Geheimnisse seiner Absichten vor aller- Welt offenbaren wird, dann werden wir erkennen, in welchem vo'Rommenen Einklang er die Welt durch seine Gerech­tigkeit und Barmherzigkeit regiert hat. Was immer uns zustossen möge, nehmen wir es als ein Geschenk des besten und liebreich­sten Vaters an, der es uns nur in der Ab­sicht gibt, dass es uns zum Heile gereiche. Schöpfen wir in aller Zuversicht aus der Gnadenquelle, welche uns aus dem Er­lösungswerke zufliesst. II. Die Gnade ist eine der wertvollsten Gaben Gottes. Das zeitliche Leben ist die Zeit der Prüfung, dient zur Vorbereitung zum ewigen Leben. Um das zeitliche Leben nützlich anwenden, und das ewige Leben erlangen zu können ist es notwendig mit dem Verstände den richtigen Weg zu er­kennen, das erkannte Gute zu wollen, was uns aber ohne die Hilfe Gottes nicht möglich ist. Die Hilfe Gottes wird uns aber durch die Gnade, die uns der Erlöser erworben, indem er die Sünden der Menschen auf sich nahm, für diese dem himmlischen Vater Genugtuung leistete und auf diese Weise uns die Verzeihung und Fülle der Gnade erwirkte. Leider gibt es viele Christen, die von falschen Ansichten irregeführt die Gnade Gottes verschmähen. Diese wollen behaup­ten, die Lehre der Kirche von der Erbsünde sei nur ein Märchen und eigentlich eine Schmälerung und Erniedrigung der Men­schenwürde. Die Doppelnatur, die an dem Menschen bemerkbar ist, der Kampf zwischen den guten und bösen Neigungen, sei nur die Folge der äusseren Verhältnisse und Um­stände. Bei einer anderen Einrichtung des wirtschaftlichen Lebens werden die Sünden, deren Ursache die Unwissenheit, die man­gelhafte Erziehung, die Unzufriedenheit wegen den misslichen gesellschaftlichen Verhältnissen sei, von selbst unterbleiben.

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