Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1919
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und in seinen vierzehn Briefen uns vorgelegt hat. In seinem tiefsinnigen Briefe an die Römer sagt nun dieser Apostel : „Durch einen Mensehen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod." (Rom. 5, 12.) Aul was will uns der Apostol mit diesen Worten aufmerksam machen ? Auf die Wahrheit, die zu beherzigen es besonders jetzt zeitgemäss ist, dass nämlich die Sünde das Werk des Menschen, und die Sünde wieder die Quelle vieler Übel so des Leibes wie der Seele sei ; eine Quelle des Grauens, das das Herz zerfleischt, Armut und Elend um sich verbreitet und wieder neue Sünden gebärt, Verwüstungen anrichtet und endlich den ärgsten Hieb zur Folge hat: den Tod. Von diesen Schicks.alsschlägen wird eben in unserer Zeit die Menschheit in reichem Masse heimgesucht. Es gibt ja kaum eine Familie, die auf eine o.der andere Weise nicht unter der Last der allgemeinen Heimsuchung zu leiden hätte, darum ist auch selbstverständlich das Wehklagen allgemein. Nur ist es unbegreiflich,. meine Lieben in Christo, dass es ; frevelhafte Menschen gibt, die all dessen Gott beschuldigen, wodoch nicht Gott, sondern der Mensch, nämlich die Sünde der i ersten Menschen und die lange lange Reihe der aus dieser entsprungenen ferneren Sünden die Ursache der Unzahl der Plagen und Leiden ist, mit welchen wir heimgesucht werden. Gott lässt dem Menschen stets freie Wahl zwischen dem Guten und Bösen, dem Leben und dem Tod. Warum wählt nun der Mensch so oft das Böse, den Tod, und nicht das Gute, das Leben? Und wenn er schon das Böse, den Tod gewählt hat, warum gibt er dann Gott die Schuld und nicht sich selbst? Wir müssen daher eingestehen, meine Lieben in Christo, dass vor allem wir selbst an allem Übel schuld sind. Die erbitterte Seele gibt sich aber damit nicht zufrieden, sie grübelt weiter und frägt sich: wenn nicht Gott die Ursache der Übel ist, so lässt er sie doch zu, und warum lässt er sie zu ! Dies ist, meine Lieben in Christo eine Frage, auf welche ich keinen Bescheid weiss aber auch nicht wissen kann. Und wenn ich es nicht wissen kann, so sollte man billigeweise die Frage gar nicht stellen. Um die Gedanken und Ratschläge Gotles durchschauen zu können, müsste ich mich zu seiner unendlichen Majestät emforschwingen, mit dem schwachen Lichte meines endlichen Verstandes das Lichtmeer der Weisheit Gottes umfassen und feststellen : warum ein jeder von uns diese oder jene Heimsuchung zu tragen hat ; ob es eine verdiente Strafe ist oder nicht; ob sie ihm nicht vielleicht als Prüfung zur Vermehrung seines ewigen Lohnes zugeschickt wurde? Alles das kann weder ich, noch jemand anderer wissen, das wissen wir aber alle, dass Gott sich nicht wiedersprechen kann. Wenn er daher den Menschen mit freiein Willen erschaffen hat, muss er ihm diesen auch lassen. Wie stünde es aber mit der Willensfreiheit des Menschen, wenn Gott alle Augenblicke die Gedanken des Menschen lenken, seine Worte verbessern, ihn wie ein Kind an der Hand führen, und sich in die Wechselfälle des Lebens einmengen würde? Wäre das nicht eine Verkürzung, eine Beeinträchtigung der menschlichen Natur, so dass dieser nicht mehr die Krone der Schöpfung, der frei denkende und handelnde Mensch, sondern eine auf Füssen wandelnde Maschine wäre ? Die Fluth der Übel von der wir überschwemmt werden, ist wohl schauerlich ; wäre abr.r die Verstümmelung der menschlichen Natur nicht noch schauerlicher? Die Willensfreiheit ist ein so teures Gut, dass man für sie selbst das viele Böse, welche? durch den Missbrauch der Willensfreiheit geschieht, mit in den Kauf nehmen kann. Es gibt aber noch eine andere Ursache der Geduld Gottes mit dem Bösen, auf die