Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1917

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— 24 — den Schuldigen, straft sie und brandmarkt sie auch zum warnenden Beispiel ; hätten sie aber hundert Arme, so könnten sie doch der grossen Zahl dieser Unmenschen nicht Herr werden. Die bürgerliche Gesellschaft, alle müssen wir ihnen zu Hilfe kommen, um diesem Übel abzuhelfen, und zwar durch Selbstlosigkeit. Mässigkeit, Opferwilligkeit, Bezähmung der niederen Leidenschaften und barmherzige Nächstenliebe. Je eher wir den erhabenen Weg des Kreuzes be­treten, um so mehr Tränen werden wir auftrocknen, die Last der masslosen Teue­rung und Not unseren Mitmenschen er­leichtern. Ja wir können noch mehr erzie­len : die Abkürzung der Tage der Heim­suchung, indem wir die Ursache entfernen, welche die göttliche Vorsehung verhindert, uns den endlichen Sieg und sicheren Frie­den zu verleihen. Ein jeder kann zur Lin­derung der allgemeinen Not beihilflich sein. Der Arme durch Geduld, der Reiche indem er den Armen beispringt. Der Land­mann durch Überlassung seiner Feldpro­dukte zur Gemeinverpflegung; der Hand­werker dadurch, dass er den Preis seiner Ware nicht übertreibt, der Beamte durch Belehrung, durch rege Teilnahme an den Hilfsaktionen zur Linderung der Noth. Betreten wir daher, meine Lieben in Christo, den erhabenen Weg des Kreuzes! Jesus Christus, der Erlöser geht uns mit gutem Beispiele voran. Der Weg ist wohl beschwerlich und mühsam, tührt aber zum Segen. „Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt, und mir nachfolget, ist meiner nicht wert." [Math. X., 38.] Wenn wir uns un­seres christlichen Namens würdig zeigen wollen, müssen wir auch das Kreuz des Lebens mit Geduld tragen. Auch der Er­löser war nicht gefühllos gegen das Leiden. Als er im Geiste die Leiden, die ihm bevor­standen, voraussah, kam Todesangst über ihn, so dass er Blut schwitzte. Und als er .am Kreuze hing, da presste der Schmerz ihm die Worte aus „Mich dürstet" [Joh. XIX., 28] Und doch zögerte er nicht den Weg des Leidens zu betreten, freiwillig das Kreuz auf sich zu nehmen, um uns von der Sünde zu erlösen. Seine Henker und Peiniger betrachtete er als Vollstrecker des Urteils der göttlichen Gerechtigkeit. Er hätte seinen Henkern entgehen können, Legionen von Engeln standen ihm zur Hilfe bereit, wollte es aber nicht, er wollte den Willen seines himmlischen Vaters er­füllen. Er sehnte sich nach dem Kreuze, umfing es mit seinen zerschlagenen, mit Wunden bedeckten Armen, nahm es auf die Schultern, trug es mit unsäglicher Mühe auf den Kalvarienberg, und opferte dort seine Leiden, sein Leben für uns. Unter dem Kreuze aber stand die schmerzhafte Mutter Maria. Sie sah die Qualen ihres göttlichen Sohnes, seinen Todeskampf und keinen Laut der Klage lässt sie hören. Von Schmerz erfüllt nimmt sie den entseelten Leib in ihren Schoosz und opfert gleich einem Priester ihre und ihres Sohnes Leiden dem himmlischen Vater auf. Auch uns bleiben die Leiden nicht erspahrt, das Leben verschont auch uns nicht. Der Krieg brachte uns Leiden und Beschwerden, die kaum zu ertragen sind : Armut, Hunger und Entbehrungen, Wunden und Tod, Seelenleiden und Gram, alles dies kam über uns mit dem Kriege. Wie ertragen nun die Menschen diese Leiden ? Ein einfältiges Weib gab auf diese Frage die richtige Antwort: „Der Krieg ist schreck­lich, die Teuerung wird immer ärger, ein Teil der Leute geht in die Kirche und betet, ein anderer Teil flucht und schimpft." Die Leiden zeigen uns die Menschen so, wie sie sind, wie der hl. Augustin es so treffend sagt: „Blässt der Wind über eine Kloake, so führt er Gestank mit sich, blässt er über Blumen, so wirbelt er angeneh­men Duft auf." Der eine trägt sein Kreuz gleich dem linken Schächer unter Flüchen

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