Papers and Documents relating to the Foreign Relations of Hungary, Volume 2, 1921 (Budapest, 1946)

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172 1921 gestellt. Wird in der Zukunft der wirtschaftliche Verkehr zwischen Ungarn und Österreich von den Hemmungen und Einschrän­kungen, wenn auch nur teilweise befreit, so lebt die vermittelnde Tätigkeit des Handels im Anschlußgebiete sofort auf, nicht aber dann, wenn der Anschluß durchgeführt und Ödenburg, der ei­gentliche Sitz des hier in Betracht kommenden Handels, von Un­garn abgeschnitten wird, da dem Handel Ödenburgs zu der erwähnten vermittelnden Tätigkeit Waren ausschließlich von Ostungarn geliefert werden. Der Anschluß macht aber für Ödenburg auch die Vermittlung der österreichischen Industrie­artikel nach Ungarn unmöglich, da sich diese Tätigkeit des Öden­burger Handels auf die Stadt selbst und auf die angrenzenden östlichen und südöstlichen Gebiete, nicht aber auch auf die westlich liegenden Komitatsbezirke erstreckt, da letztere von jeher nach Wiener-Neustadt und Wien gravitieren und ihren Be­darf ebendort decken. Die geplante neue Landesgrenze schneidet demnach Ödenburg von jenen Gebieten ab, die seinen Handel hauptsächlich nähren. Ja selbst der Lokalkonsum wird durch den Anschluß überaus stark reduziert. Denn nach Austrifizie­rung der Stadt verliert dieselbe die Militärgarnison, die Honvéd­Oberrealschule, ferner eine ganze Reihe von bürgerlichen Lehran­stalten, so die staatliche Berg- und Forstakademie, die Lehran­stalten des evangelischen Kirchendistriktes, d. i. eine theologische Hochschule, ein Gymnasium mit 8, eine Lehrerpräparandie mit 4 Klassen, sowie eine Übungsvolksschule, ferner ein staatli­ches Mädchengymnasium mit Internat, die ehemalige k. und k. Offizierstöchterschule, lauter öffentliche Institute, deren Schüler ausschließlich oder zu überwiegendem Teile Kinder ortsansäs­siger oder fremder ungarischer Familien sind. Dasselbe ist der Fall bei den Mittelschulen der Ordensschwestern („vom göttli­chen Erlöser" und „Ursulinerinnen"), die auch Internate besitzen, welche ebenfalls mit Kindern ungarischer Familien bevölkert sind. Die Post- und Telegraphendirektion, deren Wirkungskreis sich auf fünf Komitate erstreckt, wird den Stand ihrer Beamten stark reduzieren müssen, da das geplante Burgenland an Aus­dehnung nur einem mittelmäßigen ungarischen Komitate gleich­kommen wird. Das Endresultat des Anschlusses wird ein Exodus der un­garischen Bewohnerschaft sein, den die österreichische Einwan­derung bei weitem nicht aufwiegen wird, womit der Lokalkon-

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