Papers and Documents relating to the Foreign Relations of Hungary, Volume 2, 1921 (Budapest, 1946)
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1921 Zentralen, Gerbereien, Buchdruckereien, dreißig fabriksmäßige Industrieunternehmungen, die abgesehen von drei Zuckerfabriken und der Neufelder chemischen Fabrik der Firma J. Medinger & Söhne, in den letzten dreißig Jahren entstanden sind. Ungarns Bestrebungen waren dahin gerichtet, daß die heimische Industrie an der quotenmäßigen Belieferung der gemeinsamen Armee beteiligt werde. Da die Erlangung resp. Beibehaltung dieser qotenmäßigen Lieferungen ein hervorragendes Interesse der österreichischen Industrie war, errichtete dieselbe auf ungarischem Boden, doch möglichst nahe der österreichischen Grenze, Filialoder selbständige Unternehmungen. Die so entstandenen Fabriken des Anschlußgebietes bilden daher sozusagen Einbruchsteilen der österreichischen Industrie nach Ungarn und sich ern für dieselbe nicht nur ungarische öffentliche Lieferungen, sondern überhaupt das gesamte ungarische Absatzgebiet. Wird der Anschluß tatsächlich durchgeführt, verliert die österreichische Industrie dadurch zahlreiche Verbindungsfäden mit Ungarn und zur Sicherung des ungarischen Absatzgebietes muß dieselbe langwierige, schwere und unter den obwaltenden Verhältnissen auch opferreiche Arbeit verrichten, die von ihr einmal bereits geleistet wurde. Die erwähnten Unternehmungen könnten nämlich die Wirkungen des Anschlusses nicht ertragen, teils weil die österreichischen Unternehmungen derselben Branche im Besitze von Wasserkraft und anderen günstigen Behelfen bedeutend billiger erzeugen, teils weil die Rohstoffe aus Ungarn bezogen werden müssen, oder aber der ungarische Zoll ihre Konkurrenzmöglichkeit in Ungarn stark beeinträchtigt. Die interessierten Firmen befassen sich auch allen Ernstes mit Übersiedlungsplänen. Die Folge der Verwirklichung dieser Pläne wird aber die Entindustrialisierung des Anschlußgebietes bedeuten, da dieses Gebiet weder Wasserkraft, noch Kohle und Rohstoffe in erforderlicher Menge besitzt und die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse die Errichtung und entsprechende Ausstattung neuer Fabriksunternehmungen auch wegen Mangel eines gesicherten Absatzgebietes auf lange Zeit erschweren, wenn nicht unmöglich machen. 2. Der Handel des Anschlußgebietes vermittelt die Rohprodukte Ungarns für Österreich und die österreichischen Industrieprodukte für Ungarn. Die Vermittlung der ungarischen Rohprodukte für Österreich ist seit Kriegsbeginn, hauptsächlich aber seit der Grenzsperre stark eingeschränkt, sozusagen ein-