Hegyi Klára; Botka János: Jászberény török levelei; Latin és magyar nyelvű források a Jászság XVI-XVII. századi történetéhez - Szolnok megyei Levéltári Füzetek 11. (Szolnok, 1988)

Die Stadt Jászberény, deren türkisches Schriftenmaterial dieser Band enthält, nahm als Zentrum der jazygischen Siedlungen eine besondere Stellung unter den un­garischen Städten des türkischen Gebietes ein. Die Jazygen siedelten sich zusammen mit den Rumänen im 13. Jahrhundert in Ungarn an. Ihr Ansiedlungsgebiet lag zwischen Szolnok und Hatvan, an den Ufern der in die Theiß mündenden Flüsse Zagyva und Tarna, und es bestand in der Mitte des 16. Jahrhunderts aus dreizehn Siedlungen. Im Mittelalter sicherten Gesetze die kollek­tive Freiheit der Jazygen, und obgleich diese Freiheit bis zum Beginn des 16. Jahrhun­derts Beeinträchtigungen erlitten hatte, erfuhr die Gemeinschaft der Jazygen auch zu Anfang der Türkenzeit eine besondere Behandlung. Sie galten als unmittelbare Unter­gebene des Königs, ihre Steuern entrichteten sie in festgelegten Geldsummen und Getreidemengen, und nur ihre gewählten Hauptleute und ihr Richter, der Palatin konnte Recht über sie sprechen. Bei den türkischen Behörden, die sich in der Mitte des 16. Jahrhunderts einrich­teten, fanden diese Vorrechte weitestgehende Berücksichtigung. Die jazygischen Sied­lungen wurden zu has-Gütem des Sultans erklärt. Das in den 1550er Jahren angefer­tigte tahrir defter des livas Hatvan registrierte lediglich die Einwohner der jazygischen Siedlungen, führte aber weder die Anzahl der hartes noch ihre Steuern an. Stattdessen legt es nach der Aufzählung der dreizehn Orte zusammenfassend fest: „Die Stadt Jászberény und ihre zwölf Dörfer entrichteten früher, zur Zeit der Könige, keinen Zehnt und keine cizye. Dieweil sie jährlich einen festgelegten Betrag von 600 fllori [ungarische Goldgulden] — der filori berechnet im Werte von 50akce- und 2000 kile Weizen sowie 2000 kile Gerste abzugeben pflegten, wurde es auch im neuen Sultans­defter so eingetragen." 3 Auch später behielten die Türken diese Art der Besteuerung der Jazygen bei selbst als — laut der Schriftstücke — die tatsächliche Zehntberechnung an Getreide und Schafen hinzukam. Neben der Tradition der besonderen Besteuerung berücksichtigten die Türken auch andere Freiheiten der Jazygen. In seinem Erlaß aus dem Jahre 1637 (siehe Nr. 35) schreibt der pascha von Ofen: „Die reayas Jazygiens ... sind des gegne­rischen Ungarns freie korona-reayas [im Text steht das ungarische Wort „korona" = Krone], die den ungarischen Königen wie üblich ihre Steuern, dem islamischen Reich aber ihre cizye entrichten. Sodann gibt es keine Angelegenheit, die den Eingriff ir­gendeiner Seite nötig machen würde." Die Türken nahmen zur Kenntnis, daß der Pala­tin von Zeit zu Zeit in seinem Einflußbereicht Entscheidungen traf und sich bei den türkischen Organen für die Angelegenheiten der Jazygen verwendete. Sie akzeptierten auch, daß die Obersten von Jászberény in Vertretung von ganz Jazygien mit den tür­kischen Behörden in Verbindung standen. Das bereits erwähnte tahrir defter registrierte 454 steuerzahlende Familienober­häupter in Jászberény (nach der üblichen Korrektur mit 20% und der Multipükation mit fünf ergibt das 2700 bis 2800 Einwohner). Die Siedlung war eher ein großgewor­denes, hauptsächlich von der Landwirtschaft lebendes Dorf als eine Stadt im west­europäischen Sinne. 3 , , , , Lajos FEKETE: A hatvani szandzsák 1550. evi adoösszeirasa (Die Steuerkonskription des liva-s Hatvan aus dem Jahre 1550). Jászberény 1968. S. 79. 23

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