Inventare Teil 9. Inventar des Verkehrsarchivs in Wien (1959)
Das Wiener Verkehrsarchiv
10 Planarchiv und die Altbestände der Schriftengruppe kamen nach Schloß Krumbach in der Buckligen Welt (zuerst war eine Verlagerung in das Gebiet des damaligen Protektorates Böhmen und Mähren geplant), die jüngeren Schriftregistraturen — daher öfters benötigt — nach Klosterneuburg (an zwei Stellen) und historische Pläne sowie Urkunden zusammen mit Beständen anderer Ämter in die Burg Greifenstein. Dabei mußten verschiedene Archivkörper, so insbesondere die Plangruppe leicht benützbar gelagert werden (Anforderung von Brückenplänen durch Bahndienststellen, verschiedene Unterlagen jedoch auch für Zwecke der Deutschen Wehrmacht). In diesen Ausweichstellen, die aus den vorher angegebenen Gründen auch personell besetzt werden mußten, lagerten schließlich rund 90% des Gesamtbestandes; die leeren Stellagen im Archivgebäude dienten wieder als Ausweichlager der Werkstätte Floridsdorf. Eine nennenswerte wissenschaftliche Benützung fand während dieser Jahre nicht statt, dagegen sank die amtliche Benützung erst in den letzten beiden Jahren des Krieges. Außerdem erfolgten viele Anfragen von Privatpersonen über Daten von ehemaligen Eisenbahnbediensteten zum Nachweis ihrer arischen Abstammung. Das Archivgebäude erlitt durch den Luftkrieg und bei den Kämpfen um Wien nur geringe Schäden. Die Bestände in Klosterneuburg blieben völlig unversehrt, dagegen wurde das Lager in Greifenstein in den Tagen der Befreiung von verschiedenen Seiten geplündert. Eine in den ersten Wochen des Jahres 1945 geplante Verlegung der Ausweichstelle Krumbach in angeblich sichere Gebiete (Lunz oder Waldviertel) kam wegen der Verknappung an Transportraum und wegen des raschen Zusammenbruches der Front in Ungarn nicht mehr zur Ausführung. Die Sprengung des gesamten Bestandes im Schloß Krumbach durch die abziehende Deutsche Wehrmacht (Überschätzung der militärischen Bedeutung der Plangruppe!) am 29. März konnte nur durch die Umsicht der abgeordneten Bediensteten verhindert werden. D. Das Verkehrsarchiv im Rahmen des österreichischen Staatsarchivs. Nach der Wiedererrichtung eines selbständigen Österreichs unterstand das Verkehrsarchiv zunächst der Direktion, später der Generaldirektion der Österreichischen Staatseisenbahnen, wo es dem Generalsekretariat angegliedert wurde (GS/5, Referent für den Verkehrswissenschaftlichen Fachdienst). Mit 1. VII. 1946 (Organisation) bzw. 1. I. 1947 (Personalübernahme) wurde jedoch der Verkehrswissenschaftliche Fachdienst mit dem Archiv (Eisenbahnmuseum blieb bei der Generaldirektion, die personelle Trennung erfolgte erst 1950) als Abteilung 4 der Zentralsektion des Bundesministeriums für Verkehr mit folgendem Aufgabenkreis angeschlossen: Wahrnehmung der Verwaltungsbedürfnisse des Verkehrsressorts im staatlichen Archivdienst, Handhabung des Denkmalschutzes hinsichtlich der öffentlichen Verkehrsunternehmungen und der im Zusammenhang damit erlassenen „Richtlinien“, geschichtswissenschaftliche Erschließung und Auswertung der für das öffentliche Verkehrswesen einschlägigen Archiv- und Museumsquellen.