Inventare Teil 9. Inventar des Verkehrsarchivs in Wien (1959)
Das Wiener Verkehrsarchiv
11 Die bereits im § 10 des Behördenüberleitungsgesetzes vom 20. 7. 1945 (STGB1. 94) vorgesehene Eingliederung in das aus dem Reichsarchiv Wien entstandene österreichische Staatsarchiv (Regierungsbeschluß vom 14. 5.) als selbständige Untergruppe wurde erst mit dem Erlaß des Bundeskanzleramtes vom 9. 7. 1947, ZI. 23004/1 b, mit Wirkung vom 1. 9. 1947 durchgeführt. In die Standesführung des österreichischen Staatsarchivs wurden damals übernommen: je 2 Beamte der Verw. Gr. A, B, E und 1 Beamter der Verw. Gr. D (derzeitiger Stand hingegen: um je 1 Beamten der Verw. Gr. A und E weniger). Unbeschadet dieser Übernahme betraute man mit Zustimmung des Bundeskanzleramtes die jeweiligen Archivvorstände mit der Leitung des Verkehrswissenschaftlichen Fachdienstes beim Verkehrsministerium, welcher nach wie vor für gewisse spezielle Aufgaben des Verkehrsressorts zuständig ist. Für die Betreuung des unter Aufsicht des Verkehrsarchivs stehenden Betriebsarchivs der ÖBB ist hingegen ein Bundesbahnbeamter (dzt. 1 Oberrevident) bestimmt. Das Archivgebäude selbst ist im Eigentum der ÖBB geblieben, wovon jetzt 68% der ausnutzbaren Fläche für Archivzwecke belegt sind. Nach einer bereits im Sommer 1945 durchgeführten provisorischen Instandsetzung des Archivgebäudes konnte im Winter 1945/46 mit dem Rücktransport der verlagerten Archivalien begonnen werden. Bis zum Herbst 1946 waren bereits die wichtigsten Bestände wieder an Ort und Stelle, sodaß ein normaler Dienstbetrieb möglich war. Die letzten Rücktransporte fanden jedoch erst im Jahre 1950 statt. Obwohl keine nennenswerten Verluste zu beklagen sind, waren einzelne Bestände in Unordnung geraten, sodaß zeitraubende Revisionsarbeiten notwendig wurden. Die während des Krieges nach Wien gebrachten Altbestände des Archivs aus den Nachfolgestaaten mußten wieder abgeliefert werden (an Polen 237 Faszikel, an die Tschechoslowakei 1246 Faszikel und an Jugoslawien im wesentlichen ein nur provisorisch untergebrachter Bestand von Plänen und Urkunden der Staatsbahndirektion Laibach). Nur unter Ausnützung aller Möglichkeiten konnte der Archivzuwachs, der bekanntlich nach staatlichen Umwälzungen immer groß ist, aufgestellt werden. Dieser Zuwachs umfaßt die beiden letzten Jahrgänge der Eisenbahnhoheitsverwaltung (1938/39) mit der Privatbahnaufsicht der Reichsbahndirektion Wien (1939—1945) (für die übrigen Bestände dieser Dienststelle, soweit sie überhaupt nicht beim Brand des Direktionsgebäudes, Schwarzenbergplatz 3, im April 1945 vernichtet wurden, ist die jetzige Bundesbahndirektion Wien zuständig) und die dem Verkehrsarchiv provenienzmäßig zustehenden Registraturen der ehemaligen Zentralen Aktenablage, die durch Beamte des Sonderstandes der Bundesbahnen geordnet wurden. In dieser waren enthalten: der Schriftennachlaß der ehemaligen Generaldirektion der ÖBB (1923—38) sowie ein größerer Restbestand von verstaatlichten Privatbahnen. Durch diese Erwerbungen sind nun wohl alle wesentlichen, zur Geschichte des österreichischen Eisenbahnwesens in Frage kommenden Registraturen im Verkehrsarchiv vereinigt, sodaß in absehbarer Zeit mit