Inventare Teil 9. Inventar des Verkehrsarchivs in Wien (1959)

Das Wiener Verkehrsarchiv

7 bäudes übersiedeln, da durch den Erwerb aller Akten des Eisenbahnministeriums (1896—1918) und des Bundesministeriums für Verkehr (1918—1923) sowie verschiedener anderer Behörden sich die Archivbestände wieder stark ver­mehrt hatten. Bevor diese im Schillerhof gelagerten und von der General­direktion der ÖBB registraturmäßig verwalteten Bestände in das Archiv übernommen werden konnten, mußte erst vom Archivbestand eine eigene Vorschrift für die notwendige Skartierung entworfen werden, die von einer eigenen, aus Juristen und Ingenieuren gebildeten Kommission durchgeführt wurde. Daneben wurden laufend noch Registraturen von Privatbahnen (Südbahn) in das Archiv eingereiht. Somit war die obere Archivgrenze im allgemeinen der Jahrgang 1923. Organisatorisch verblieb das Verkehrsarchiv im Rahmen des Bundes­ministeriums für Verkehr bzw. seit 1923 des Bundesministeriums für Handel und Verkehr (Verkehrssektion), wo es der Abteilung 43 (Allgemeine Verwaltung, Finanzielles, Statistik) unterstellt war. Bei Ressortbesprechungen wegen einer geplanten, aber schließlich aus verschiedenen Gründen nicht durchgeführten Zusammenlegung aller Staatsarchive in ein Zentralarchiv beim Bundes­ministerium für Inneres war die Stellungnahme des Verkehrsministeriums wegen des speziellen eisenbahnfachlichen Aufgabenkreises des Verkehrs­archivs im wesentlichen ablehnend. Der aus der Vorkriegszeit stammende und an anderer Stelle bereits erwähnte Plan das Archiv, das Eisenbahn­museum und die Bücherei in einen engen organisatorischen Zusammenhang zu bringen, erfuhr hingegen im Jahre 1925 im Zuge von Vereinfachungs- und Ersparungsmaßnahmen eine teilweise Verwirklichung. Die Bibliothek war allerdings 1923 bei der Bildung eines selbständigen Wirtschaftskörpers ÖBB von der Generaldirektion übernommen worden, sodaß diese Dienststelle aus dem ministeriellen Rahmen bereits ausgeschieden war. Die Leitung des Archivs und des Museums wurden hingegen in dem selbständigen Referat „Verkehrswissenschaftlicher Fachdienst“ zusammengelegt, wobei dem Archiv­vorstand auch die bisher von der Abteilung 43 wahrgenommenen ministeriellen Agenden übertragen wurden. Für Zwecke des Eisenbahnmuseums stand ihm lediglich ein nicht beamteter Eisenbahnfachmann (Ruheständler) zur Seite. Abgesehen von Ersparungsmaßnahmen bilden Archiv und Museum trotz ihres verschiedenen Wirkungskreises in gewisser Beziehung doch eine Einheit, denn nur aus beiden Anstalten kann ein geschlossenes Gesamtbild der tech­nischen Entwicklung des heimischen Eisenbahnwesens gewonnen werden. Das Eisenbahnmuseum, das bereits 1885 gegründet worden war, enthielt auch viele Archivalien, die nach und nach dem Archiv überlassen wurden. Eisenbahnmuseum und Verkehrsarchiv blieben unter derselben Leitung bis zum Jahre 1950; seit diesem Zeitpunkt ist wieder der Vorstand der Bibliothek zugleich der Leiter des Eisenbahnmuseums, das bloß räumlich im Gebäude des Technischen Museums untergebracht ist. Anschaffungen erfolgten in Einzelfällen für Archiv und Museum gemeinsam, sodaß sich bei der Trennung gewisse Schwierigkeiten ergaben.

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