Inventare Teil 9. Inventar des Verkehrsarchivs in Wien (1959)

Das Wiener Verkehrsarchiv

4 Zum ersten Archivvorstand wurde im Juli des Jahres 1897 der Ober­inspektor und kaiserliche Rat Adolf Freiherr v. Ingenhaeff zum Berenkamp (absolvierter Jurist) ernannt, der zunächst dem Präsidium, später dem De­partement 6 a unterstellt wurde. Ihm wurden 1 Offizial und 1 Amtsdiener zugeteilt; eine dauernde Normierung eines zweiten mittleren Beamtenpostens lehnte man im Jahre 1900 ab, dagegen wurde dem Vorstand allerdings lange Zeit eine besondere Schreibkraft zugebilligt. Räumlich wurde das Archiv zunächst im Kopfgebäude des Franz-Josefs- Bahnhofes untergebracht; da jedoch kein Platz für Erweiterungen vorhanden war, mußte man bereits 1903 zum erstenmal übersiedeln, und zwar in das Provisionsfondhaus Althanstraße 1—3, wo im Laufe der Jahre 24 Zimmer für Archivzwecke belegt wurden. In dem ersten Dezennium bestand die Haupt­aufgabe des Archivs darin, alle für das heimische Eisenbahnwesen in Frage kommenden Registraturen auszuforschen und diese durch Vermittlung des Ministeriums zu erwerben. Im einzelnen waren dies folgende Bestände: a) Selekte der Hofkammer und Hofkanzlei sowie geschlossene Registraturen aus der ersten Staatsbahnperiode, die bereits von den Archiven des Finanz- bzw. Innenministeriums übernommen worden waren, b) die auf das Eisen­bahnwesen bezüglichen Registraturen der Handelsministerien, c) der Gesamt­bestand der Generaldirektion der österreichischen Staatsbahnen (übernommen erst in den Jahren 1906—10) mit den vorangehenden Behörden und d) alle noch erhaltenen Bestände von verstaatlichten Privatbahnen, die sich teil­weise bereits in einem äußerst schlechten Zustand befanden, sodaß vor der Übernahme in das Archiv durch eine langwierige Reinigung und Desinfizierung erst ihre Erhaltung gesichert werden mußte. Die Unterbringung erfolgte höchst zweckmäßig von allem Anfang an in soliden Kartons (1910: 4.700 Stück), wobei teils die alte Einteilung erhalten blieb, teils die Akten erst vollkommen neu geordnet wurden. Die Aufstellung erfolgte nach folgendem Schema :I) Ur­kunden, Diensttabellen usw., II) Hofämter bis 1848, III) Ministerien seit 1848, IV) ausführende Staatsbahnstellen, V) sonstige Eisenbahnunternehmungen und VI) verstaatlichte Privatbahnen; alle mit Unterteilungen nach Ziffern und Kleinbuchstaben. Laufend archiviert wurden damals lediglich die Urkunden des Eisenbahnministeriums, während die Planbestände noch einen geringen Umfang besaßen. Außer der Aufstellung wurden bereits in den ersten Jahren wegen des Fehlens oder wegen der Unübersichtlichkeit von Nachschlagebehelfen laufend neue Indices (teils als Zettelkataloge, teils in Buchform) angelegt. Während in den ersten Jahren kaum eine wissenschaftliche Benützung stattfand, konnten verschiedene, oft erfolgreiche Erhebungen für Zwecke des Ressorts durchgeführt werden. Mit den anderen Archiven und mit dem Archivrat wurde in archivfachlichen Fragen eine rege Korrespondenz ge­pflogen; bei verschiedenen Formularen richtete man sich nach dem Muster des Steiermärkischen Landesarchivs. Aus den Hausakten ist zu entnehmen, daß die neue Dienststelle in Kreisen des Eisenbahnministeriums noch kein allzu großes Ansehen genoß; dagegen sparte man nicht bei dem Sachaufwand.

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