Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 5. Das Kriegsarchiv als wissenschaftliche Anstalt

50 Der amtlichen Kriegsgeschichtsschreibung nach dem Kriege 1914/1918 waren im KA. selbstverständlich auch keine Benützungsgren­zen gesetzt, es wurde sogar privaten Forschern unter Umständen das Feldakten­material freigegeben, wenn es sich um einwandfreie Forschungszwecke han­delte wie z. B. um die Verfasssung von Truppengeschichten. Irgendein Ausschluß von Archivgruppen oder irgendwelche Zensur der den Forschern vorzulegenden Bestände gibt es nicht. Es bleibt jedoch jedem Archivar überlassen, in heiklen Fällen entsprechende Vorschläge zu erstatten, wenn die Notwendigkeit einer ausnahmsweisen Aktensperre sich ergeben würde. Bestände, die ausdrücklich durch Verfügung des Spenders, Erblassers oder durch amtliche Verfügung erst in einem zukünftigen Zeitpunkte zu öffnen sind, bleiben der Benützung entzogen. Die ursprüngliche, für das ganze Archiv geltende strenge Geheimhaltung, wie sie bereits in der Instruktion für den ersten Archivar niedergelegt war, hatte besondere Bedeutung für die Bestände der Kartensammlung, die ein Sammelpunkt wichtiger auf die Landesverteidigung Bezug habender Schriften, Pläne und Karten war, in die Unbefugten kein Einblick gewährt werden konnte. Erst 1781 durften Dubletten von Karten und Plänen aufbewahrt werden, was bisher nicht erlaubt war. Die Kriegszeiten brachten 1802 eine Verschärfung aller Geheimhaltungs-Vorschriften, die erst 1810 für das Karten­material gelockert wurden, als die Kartographie aufhörte, ein militärisches Geheimnis zu sein. 1840 verzeichnet den ersten privaten Benützer der Karten­sammlung, die dann 1864 vollkommen der Forschung freigegeben wurde. Natür­lich blieben in der Kartensammlung bestimmte Bestände (reine Landesvertei­digung) bis in die unmittelbare Gegenwart unter Sperre. In der Bibliothek wurde seit 1803 den Offizieren die Entlehnung außer­halb des Hauses gestattet. Zivile Benützer benötigten noch sehr lange die Bewilligung des Direktors und erst nach 1918 ging diese Bewilligung auf den Bibliotheksleiter über. Die gesamte Forscherberatung im Archiv selbst, aber auch die schriftliche Beantwortung wissenschaftlicher Anfragen aus aller Welt, erfol­gen im Kriegsarchiv nach alter Tradition stets kostenlos. Eine besondere Art der Benützung des Archivs liegt in der Heranziehung seiner Schätze für verschiedene Ausstellungen. So war das KA. an den großen, der Erinnerung an Prinz Eugen (Wien-Belvedere, 1933), Maria Theresia (Wien-Schönbrunn, 1930), Erzherzog Carl ÍWien 1909), und Franz Joseph I. („Unser Kaiser 1908“ und Schönbrunn 1930) gewid­meten Ausstellungen ebenso beteiligt, wie an der Heimatkundlichen Aus­stellung in Wien (1927), an der Ausstellung zur 800-Jahrfeier in Graz (1928), an der Napoleon -Ausstellung der Stadtgemeinde Austerlitz (1931), an der Ausstellung anläßlich des Geographentages in Wien (1933) und des inter­nationalen Historiker-Kongresses in Warschau (1933), an der Wanderaus­stellung „Von Front zu Front“ (1934), an der Ausstellung des Bundes der Ausland-Österreicher (1935) und an der Ausstellung „Die Photographie in Wirtschaft und Technik“ (1935). In der Zeit von 1939—1943 nahm das „Heeresarchiv Wien“ an weiteren 8 historischen Ausstellungen teil. Auch allein veranstaltete das KA. Archivalien-Schauen, so 1906 gelegent­lich des 6. deutschen Archivtages. Weltkriegs-Ausstellungen nahmen das KA. 1916 in Wien und Sofia und 1917 in Budapest in Anspruch.

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