Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
I. Band - 5. Das Kriegsarchiv als wissenschaftliche Anstalt
48 1948 wurde an das gesamte Archiv-Personal ein „M erkblatt zur richtigen Behandlung von Archivalien (Schriften, Büchern, Karten und Bildern)“ ausgegeben. Fallweise „Archiv- Unterrichtsstunden“ belehren besonders neuaufgenommenes Personal über den inneren Dienst des Archivs. Auf diese Art wird auch die notwendige Benützer-Erziehung gefördert. E. Die wissenschaftliche Benützung. Die wissenschaftliche Benützung des KA. war ein ganzes Jahrhundert (1711—1811) nur Angehörigen der Armee und auch hier nur jenem kleinen Kreise gestattet, der die amtliche Kriegsgeschichtsschreibung zu besorgen hatte oder andere dienstliche Arbeiten übertragen erhielt. Ferner stand das Archiv den militärischen Dienststellen zur Verfügung. Es war die von Eh. Carl gegründete „österreichisch-militärische Zeitschrift“, die 1808 darauf hinwies, „daß bei den Zeitgenossen und weit hinaus bei der Nachwelt immer der Staat Unrecht behält, der seine Archive später öffnet als die übrigen“ 28), und die mit dieser Feststellung die Pforten des KA. zu öffnen begann. Radetzky gestattete dem General J o m i n i 1811 Forschungen im Archiv, FML. v. Prohaska erlaubte 1818 „die Benützung der Bibliothek und Kartensammlung durch Individuen, welchen solche zu ihrer Belehrung gestattet werden kann“; GM. Frh. v. Trapp ließ 1824 Offiziere zur privaten Forschung zu und FML. Frh. v. Wimpffen bewilligte dem ersten zivilen Forscher — Professor Dr. Friedrich Förster — 1828 die Benützung des Archivs. 1831 mußte vorübergehend wegen vorgekommener Unzukömmlichkeiten der Zutritt wieder auf das Militär beschränkt werden, aber 1838 öffnete FML. Gf. v. Rothkirch das KA. neuerlich der allgemeinen Geschichtsforschung. Die letzten noch bestehenden Erschwerungen für Zivilforscher beseitigte FML. v. Wetz er im letzten Jahrzehnt des 19. Jhdt. So mehrten sich mit der Zeit zusehends in den Forscherprotokollen die Namen auch ziviler Gelehrter wie z. B. u. a.: Alfred A r n e t h, Richard Charmatz, August Fournier, Heinrich Fried jung, Anton G i n d e 1 y, Karl Glossy, Josef Hammer-Purgstall, Hugo Hassinger, Alexander H eifert, Friedrich Hurt er, Onno Klopp, Franz Kr on es, Johann L o s e r t h, Johann M a j 1 á t h, Wilhelm O n c k e n, Rudolf Ottenfeld, Alfred Pribram, Johann Solch, Theodor Sosnosky, Heinrich Srbik, Heinrich Sybel, Viktor Thiel, Eduard Wertheimer, Hans Z wiedin e k. Mag auch das KA. aus Ursachen, die in seiner Eigenart lagen, die öffentliche Benützung nur nach und nach herbeigeführt haben, so war es anderseits gerade das KA., das nicht bloß 1808 allen anderen Archiven voran für die Öffnung der Archive seine Stimme erhob, sondern auch 1838 den freien Zutritt verwirklichte, „als noch alle anderen staatlichen Archive geschlossen waren“ 29). Von den großen Forschungsarbeiten, die im KA. vorgenommen wurden, verdient die preußische hervorgehoben zu werden, die gelegentlich der Verfassung des preußischen Werkes über den Siebenjährigen Krieg auf breitester Grundlage vor sich ging. In ähnlicher Art benützte das Potsdamer Archiv die Wiener Aktenunterlagen zur Herausgabe des deutschen Generalstabswerkes über den Ersten Weltkrieg 1914/18. Umgekehrt hat auch das KA. die aus88) ÖMZ, 1808, 1. Heft, Vorbericht, S. III. 2») KA. Z. 157 vom 4. 2. 1908.