Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 4. Die Leistungen des Kriegsarchivs für die Hoheitsverwaltung

38 beitet. Für alle Fragen militärischen Grund- und Sachbesitzes aus dem Erbe der Monarchie, für die Abrechnung der Vermögenswerte der österr.-ung. Hee­resverwaltung mit den Nachfolgestaaten besaß das KA. Unterlagen. In allen diesen Bereichen entwickelte sich daher ein reger Amtsverkehr mit staatlichen Behörden und öffentlichen Institutionen. Auch die Bestätigungen, die das KA. auf Ansuchen von Einzelpersonen ausfertigte, um es diesen zu ermöglichen, damit bei Behörden einzuschreiten, wurden für die öffentliche Verwaltung benötigt. Als den Besitzern der Goldenen und Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse die damit verbundene Zulage wieder flüssig gemacht wurde, war die Berechtigung von 10.000 Anspruchswerbern zu überprüfen. Diese Aktion währte von 1931 bis 1932. Die Zeit zwischen 1938 und 1945 brachte neue Arbeitszweige. Für den im Deutschen Reich geforderten Abstammungsnachweis bot das KA. reich­liche Quellen. Um den großen Parteienandrang bewältigen zu können, mußte mit der Ahnenforschung eine eigene Beamtengruppe betraut werden, welche an die 5500 Ansuchen erledigte. Da das Deutsche Reich Frontkämpfern aus dem 1. Weltkrieg sowie noch älteren Kriegern mit erreichtem 70. Lebensjahr finanzielle Vorteile (Frontkämpferzulage und Veteranensold) gewährte, muß­ten mehrere Tausend solcher Fälle überprüft werden. Schließlich waren wäh­rend des 2. Weltkrieges für eine sehr bedeutende Anzahl von Österreichern, die in die deutsche Wehrmacht eingezogen wurden, die militärische Laufbahn, die letzte Charge und die verliehenen Auszeichnungen zu erheben, in beson­deren Fällen auch festzustellen, welchem deutschen Dienstgrad der letzt­bekleidete österreichische gleichzuhalten sei. Seit 1945 wiederholten sich für die wiedererstandene Republik Österreich alle Erscheinungen wie nach 1918 in verstärktem Ausmaße. Nun gab es zwei Kriegsgenerationen (1914—18 und 1939—45) mit schwerstbetroffenen Men­schen. Das KA. hatte die Akten des ÖBH. übernommen und da nach 1945 kein Landesverteidigungs-Ministerium errichtet wurde, blieb das Archiv die ein­zige Einrichtung, die über die habsburgische Wehrmacht und jene der ersten Republik Auskunft zu geben vermochte. Die Mitarbeit an der staat­lichen Verwaltung gewann daher den Vorrang vor der archivalisch-wissen- schaftlichen Tätigkeit. An erster Stelle stand das Bundesministerium für Fi­nanzen wegen der Versorgungsansprüche der Kriegsteilnehmer oder deren Hinterbliebenen. Die mit der Wiedergutmachung oder mit der Entnazifizie­rung betrauten Stellen benötigten die entsprechenden Personalakten, desglei­chen Gerichte und Polizei. Derlei Personal-Erhebungen erreichten von 1945 bis Ende 1952 fast die Zahl von 12.000. Das Bundesministerium für Ver­mögenssicherung sowie jenes für Handel und Wiederaufbau brauchten zur Wiedererfassung und Sicherung ehemaliger militärischer Liegenschaften Un­terlagen, die Bundesgebäudeverwaltungen vornehmlich Pläne der ihnen an­vertrauten Objekte, ferner Kaufverträge u. a. m., der Magistrat Wien Material für den Bodenkataster. Die zahlreichen in öffentliche Dienste aufgenommenen Personen, vor allem bei Polizei, Gendarmerie, Zollwache und Bundesbahnen bedurften einer amtlichen Bestätigung des Militärdienstes für die Anrech­nung als Vordienstzeiten. Bewerber um die Altersrente, die einmal in einer Heeresanstalt oder in einem dem Kriegsleistungsgesetz unterstellten Betriebe beschäftigt waren, suchten um einen bezüglichen Ausweis an. Zu den In- und Ausländern aus dem Bereich der ehemaligen Monarchie gesellten sich

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