Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 5. Das Kriegsarchiv als wissenschaftliche Anstalt

39 heimatvertriebene Flüchtlinge, um Nachweise über alle mit ihrer Militär­dienstleistung zusammenhängende Fragen zu erhalten. Für die nicht geringe Anzahl jener, die durch die Kriegsläufe alle ihre Dokumente eingebüßt haben, ist das KA. oft die einzige Stelle, die dafür Ersatz schaffen kann. 5. Das Kriegsarchiv als wissenschaftliche Anstalt. A. Die grundlegenden Erklärungen der zuständigen staatlichen Organe. Die Bestimmung des KA. zu einem wissenschaftlich arbeitenden Institut erfolgte eigentlich bereits mit der 1711 erlassenen Instruktion '), welche nicht nur die systematisch geordnete Aktenaufbewahrung anordnete, sondern dar­über hinaus eine erste Weisung für eine richtige Kriegsgeschichts­schreibung enthielt. Die nächste wissenschaftliche Aufgabe, die dem Archiv anvertraut wurde, war die Besorgung des militärischen Kartenwesens. FM. Graf L a c y veranlaßte nicht nur die planmäßige Sammlung von Karten und Plänen, son­dern auch deren fachmännische Vervielfältigung im KA., welches die kom­mandierenden Generale im Kriegsfälle mit dem erforderlichen kartographi­schen Material auszustatten hatte. Daraus entwickelten sich in weiterer Folge die vom KA. jeweils auf gestellten Feldarchive1 2 3). Am 22. November 1779 richtete Kaiser Josef II. an den HKR.-Präsi- denten FM. Graf Hadik ein Handbillet8), in welchem er die aktenmäßige Beschreibung der Feldzüge seit 1740 an Hand des im KA. ruhenden Akten­materiales anordnete. Als Bearbeiter der Feldzüge wurden drei Generale be­traut, deren Arbeiten jedoch nur zum internen Dienstgebrauch bestimmt waren. Die damit in Österreich begründete amtliche militärische Kriegsgeschichtsschreibung wurde fortab die vornehmste Auf­gabe des KA. Wenn auch Josef II. mehr oder weniger nur Chroniken und Datensammlungen verlangte und jedes „Raisonnement“ vermieden wissen wollte, so bilden diese Feldzugsdarstellungen doch „durch eine ebenso sorg­fältige Wahl, als gewissenhafte Benützung des Aktenmateriales eine höchst schätzenswerte Stütze für das Studium der Detailgeschichte der von ihnen behandelten Zeit“ 4 5). Die Bestimmungen Hadiks6) enthalten eine weitere Ausdehnung der wissenschaftlichen Tätigkeit des KA., indem sie den Grund zur späteren „K riegsbibliothek“ legten, ohne die eine vollständige Kriegsgeschichts­schreibung nicht möglich gewesen wäre. Als durch die N a p o 1 e o mischen Kriege die kriegsgeschichtlichen Ar­beiten erhöhte Bedeutung gewannen, stellte Eh. Carl 1801 das KA. durch eine neue Organisation auf noch festere Grundlagen6). Das Archiv hatte ijn Friedenszeiten alle Vorarbeiten „ in Rücksicht auf militärische, taktische, 1) Siehe S. 16. 2) Langer, a. a. O., S. 12 f. 3) HKR. — 1779 — G — 9055. 4) Langer, a. a. O., S. 22. 5) HKR. — 21. 12. 1776. 8) A. h. Resolution vom 23. 3. 1801.

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