Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
II. Band - 11. Die Kartensammlung
77 1801 wurde die Topographische Abteilung (ohne das Geniearchiv) dem neuorganisierten KA. einverleibt. 1 Jahr später konnte ein Bestand von 30.000 Karten ausgewiesen werden. Der Wirkungskreis der Abteilung wurde bedeutend erhöht und umfaßte alle Arbeiten des späteren Milgeogr. Institutes, also die Landesaufnahme und Reproduktion der Karten, weiters die Tätigkeit des Landesbeschreibungs- und Evidenzbüros, gleichzeitig war sie das Depot von Karten und Instrumenten für die Bedürfnisse der Armee in Krieg und Frieden. 1806 verfügte Eh. Carl die Aufstellung einer Kupferstecherschule, deren Arbeiten beispielgebend wurden. Sehr belebend wirkte die Aufhebung der Geheimhaltung im Jahre 1810, welche die Nachfrage nach gutem Kartenmaterial bedeutend steigerte. Die Sammlung selbst konnte weiter vergrößert werden, einerseits durch die eigene Erzeugung von Karten, anderseits durch Einbeziehung vieler Nachlässe. So florierte die Topographische Abteilung durch lange Jahre. 1814 begann ein Umschwung, als Österreich in den Besitz des Mailänder Geographischen Institutes gelangte. Dieses Institut war 1773 unter österreichischer Herrschaft gegründet worden, arbeitete von 1797 bis 1814 unter französischer Herrschaft und wurde 1814 dem GQuMSt. unterstellt. 1839 kam es nach Wien und wurde der topolithographischen Abteilung des Gstbs. angeschlossen. Dies bedeutete die Gründung des „Militär-Geographischen Institutes“, das in der Folge alle einschlägigen Arbeiten allein durchzuführen hatte. Damit war die Topographische Abteilung des Archivs wieder auf jenen Weg gewiesen, den sie ursprünglich innehatte und als „Kartensammlung“ erhielt sie ihren ursprünglichen archivalischen Charakter. 1818 war noch im Archiv eine militärische Landesbeschreibung Italiens erschienen, ab 1819 beschränkte sich jedoch die Tätigkeit auf die Zusammenstellung der Materialien für eine Beschreibung Ungarns (1828) und der Türkei (1830), ferner auf die Anfertigung von Karten über die Besitzveränderungen Österreichs seit Rudolf von Habsburg bis zur Gegenwart. Bereits 1824 war der erste gedruckte Katalog erschienen, dem 1859 eine Neuausgabe und im Jahre 1870 ein Supplement folgten. Der Stand der Sammlung betrug damals 100 Atlanten und 4529 gestochene Kartenwerke in 18.513 Blättern. Der Dienst in der Topographischen Abteilung konnte später nicht mehr aufrechterhalten bleiben, da der Umfang der Sammlung mit allen Dubletten und für die Armee bestimmten Karten nach und nach einen Stand von 1,606.500 erreichte. 1871 wurde deshalb eine Aufteilung auf die Militär-Territorialbehörden angeordnet, die 1873 beendet war. Nach dieser Entlastung kam die rein kartographische Tätigkeit wieder mehr zum Ausdruck und noch 1873 erschien eine graphische Darstellung der allmählichen Erweiterung Wiens von Hptm. Fritz und eine Karte in 10 Teilen von Scheda, welche die Staatenveränderungen seit der französischen Revolution zeigte. Weiters wurden die Kartenbeilagen zu verschiedenen Kriegswerken verfertigt. Bei der Reorganisation 1876 erhielt die Topographische Abteilung den Namen „Karten-Archiv“. Die Obliegenheiten waren: „Sammeln“, „Sichten“ und „Aufbewahren“ aller auf das Kriegswesen bezugnehmenden Karten und Zeichnungen, weiters die kartographischen Vorbereitungen für die Bearbeitung der Feldzüge. 1889 wurde der Name Karten-Archiv in „Karten-Sammlung“ abgeändert; die Widmung wurde insoferne erweitert, als auch eine Bilder- und eine Me-