Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

II. Band - 9. Das Luftfahrt-Archiv und das Luftfahrt-Museum

69 9. Das Luftfahrt-Archiv und das Luftfahrt-Museum. I. DAS LUFTFAHRT-ARCHIV. A. Die Entwicklung des Luftfahrt-Archivs und seines Personales. Das Luftfahrt-Archiv wurde am 1. August 1938 als „Kriegswissen­schaftliche Abteilung der Luftwaffe“ aufgestellt. Sein archi- valischer Besitzstand stammt fast zur Gänze aus dem KA., dessen Beständen die auf die Entwicklung der Luftstreitkräfte der österr.-ung. Wehrmacht bezughabenden Akten entnommen wurden. Die Akten der Luftstreitkräfte des ÖBH. kamen aus dem aufgelösten BM. f. LV. Neben diesen Personalakten und Feldakten aus der Zeit bis 1938 wurden mit der Zeit die Luftfahrt-Biblio­thek, eine Kartensammlung und eine Lichtbild-Sammlung errichtet. Im Laufe des Krieges 1939—1945 gelangten auch Akten der ehemaligen Deutschen Luftwaffe, und zwar der „Luftflotte 4“, die mit dem österr. Staats­gebiete Zusammenhänge hatte, in das Luftfahrt-Archiv. Diese und sonstige deutsche Feldakten wurden im Jahre 1944 nach Klamm-Schottwien im Sem­mering-Gebiet verlagert und gingen verloren. Die altösterreichischen Bestände verblieben jedoch im Luftfahrt-Archiv. Des weiteren wurden größere Mengen von Archivalien aus den von den Deutschen besetzten Gebieten, besonders aus der Tschechoslowakei und aus Jugoslawien, in das Archiv gebracht, sie wurden nach 1945 den früheren Eigentümern zurückgestellt. Es handelte sich hier um Akten, Bücher und Karten, die mit der Luftfahrt der betreffenden Länder zusammenhingen. Das Luftfahrt-Archiv war, wie schon seine erste Bezeichnung ausdrückte, kein Archiv im eigentlichen Sitnne, sondern eine militärwissenschaft­liche Forschungsanstalt, ganz ähnlich also dem alten KA., das ja auch schon frühzeitig einen solchen Charakter aufwies. Die erste Bezeichnung lautete: „Kriegswissenschaftliche Abteilung der Luftwaffe — Zweigstelle Wien“. Diese Bezeichnung wurde im November 1943 in die Bezeichnung „Generalstab der Luftwaffe, 8. Abteilung, Teilkommando Wien“ umgewandelt. Nach der Befreiung Österreichs erhielt das Luftfahrt-Archiv seinen jetzi­gen Namen. Es ist in Österreich die wichtigste Stelle, welche das Forschungs­material für die Entwicklung der Militärluftfahrt umfaßt. Dienstlich war das Archiv bis 1945 dem Chef des Generalstabes der Luft­waffe in Berlin unterstellt. Als zur Luftwaffe gehörend war es 1938—1945 in jeder Beziehung selbständig und es hatte mit dem KA. — damals „Heeres­archiv“ — in diesen Jahren keine direkten Zusammenhänge. Als Dienstordnung galten verschiedene Verfügungen des deutschen Oberkommandos der Luftwaffe, die aber bloß den allgemeinen Dienstgang regelten. Das Personal des Luftfahrt-Archives bestand aus Ange­hörigen der Luftwaffe. Der Leiter war ein dem k. u. k. Gstb. entstammender Stabsoffizier, das wissenschaftliche Personal setzte sich aus ehe­maligen k. u. k. Berufs- und Reserve-Offizieren, die noch in der österr.-ung. Luftwaffe gedient hatten, und aus Zivilpersonen zusammen, die als sogenannte Reichsangestellte den Archiv- und Bibliotheksdienst versahen. Während das

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