Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
I. Band - 13. Die Archive der Leibgarden
122 2. Die kgl. ungarische (adelige) Leibgarde. Ihrer Gründung waren Verhandlungen nebst Vorträgen an die Kaiserin Maria Theresia zwischen dem kgl. ung. Hofkanzler Niklas Grafen P á 1 f f y, dem Kriegs-Kommissariate und dem Obersthofmeister, später auch dem Staatskanzler Graf Kaunitz-Eietberg und den Kapitänen der Hartschieren-Leibgarde und der Trabanten-Leibgarde vorangegangen, die mit den Entschließungen der Kaiserin vom 7. und 8. September 1760 abgeschlossen wurden; das Gründungsdiplom datiert vom 11. 9. 1760. Erster Kapitän der neuen, 120—150 Mann zählenden „kgl. ungarischen adeligen Leib-Garde“ wurde Leopold Graf P á 1 f f y, der am 16. 9. 1760 als „baro regni“ den Eid ablegte. Da die Garde der Jurisdiktion des HKR. unterstehen sollte, erhielt sie von diesem auch 1760 die Dienstinstruktion. Die Ereignisse von 1848 beeinflußten auch das Schicksal der ung. Leibgarde: sie wurde Anfang 1850 aufgelöst, um erst im Jahre 1867 wieder zu erstehen. Franz Graf Haller v. Hallerkeö wurde ab 21. 4. 1867 ihr erster Kapitän7). 3. Die seit Maximilian I. bestehenden beiden Garden der Hartschiere und Trabanten hatten durch Aufnahme von Personen, die für einen Gardedienst nicht geeignet waren, sehr gelitten. Dieser Umstand, dann der glänzende Eindruck, den die neue, um Maria Theresia verwendete Leibgarde hervorrief, und endlich als auslösender Anlaß die bevorstehende Krönung des Thronfolgers Eh. Joseph zum römischen König, führten mit Entschließungen vom 25. August und 27. Dezember 1763 zur Errichtung a) einer römischköniglichen adeligen Arciéren-Leibgarde zu Pferd, 30 Mann stark, und b) einer k. k. adeligen Arciéren-Leibgarde zu Pferd, 50 Mann stark, die nach dem Tode Franz I. vereinigt wurden. Diese Arciéren-Leibgarde sollte nur aus Offizieren von adeliger Herkunft und katholischer Religion bestehen, doch änderte sich mit Erlaß des Toleranzpatentes (1780) die Praxis der Aufnahme im konfessionellen Punkt wie auch später im Punkte der Herkunft. Die Garde erhielt 1806 den Namen einer „k. k. Ersten Arciéren-Leibgarde“. Mit der Errichtung dieser Garde wurde die alte Hartschierengarde auf den Aus- sterbeétat gesetzt. So wie sich die Zusammensetzung dieser Leibgarde mehrmals änderte, so schwankte auch hier die Kopfzahl im Laufe der Jahre zwischen 80—160 Personen. Über ihre Geschichte unterrichtet das Werk von Emil Paskovits: Die Erste Arciéren-Leibgarde Seiner Majestät des Kaisers und Königs (Wien 1914). Neben diesen Leibgarden bestanden vor 1766 auch noch eine 4. „Garde des bousquets“ = Gartenwacht (84 Mann), eine 5. „G arde de palais“ (in unbekannter Stärke) und eine 6. „Invalidengarde“ (45 Mann). Im Zuge der schon mehrfach erwähnten J o s e p hinischen Reform der Garden wurden diese mit Angehörigen der Schweizer Garde, die bei deren Aufhebung nicht in die Heimat zurückkehren wollten, zusammengezogen und daraus 1767 eiine 7. k. k. Leibgarde zu Fuß (78 Mann, seit 1790 k. k. T r a b a n t e n- 1 e i b g a r d e benannt) und eine 8. Garten-Schloßgarde (134 Mann) gebildet, welch’ letztere aber auch weiterhin unter ihrer französischen Benennung aufscheint. Mit k. Entschließung vom 28. Jänner 1781 wurde diese Schloßgarde aufgehoben. 7) Vgl. R. Sebetic, A magyar király testőrség.