Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 13. Die Archive der Leibgarden

121 Das Hofstaatsverzeichnis Maximilians I. vom Jänner 1519 * 2 3 4) kennt eine Hartschieren- und eine Trabantenleibgarde2 *), jene unter der Bezeichnung „Ainspennigen alt und jung“ 76 Mann, diese unter der Bezeichnung „Trabanten zu ross und fuess“ 57 Mann. Das erste Hofstaatsverzeichnis Ferdinands I. von 1527/288) führt neue Namen in den einzelnen Zweigen seiner Hofstaatsverwaltung an, wie ja auch seine Bezeichnung: „Neuer deutscher Hofstaat“ darauf verweist, daß ihm ein anderer nicht-deutscher (Ferdinand I. kam 1521 aus Spanien nach Österreich) vorangegangen war, der aber mit seinem Haupte Sala­manca dem Druck des 1525 einberufenen Generallandtages der österreichi­schen Erbländer weichen mußte4). Dieses Verzeichnis kennt die gleiche Zweiteilung der Leibgarden und führt an unter der Bezeichnung: „Ainspennig oder Hartschier“: 1 Hauptmann, 1 Kaplan, 40 Hartschiere, „darunter 16 alt, so mit kgl. Mt. in eingang der regierung aus dem Niderlandt kamen“ und 1 Knecht — unter den „Trabanten“: 1 Hauptmann und 43 Trabanten samt Kaplan, Trommelschläger und Pfeiffer; beide Garden waren also annähernd gleich stark, während in einem ungefähr 12 Jahre später datierten Ver­zeichnis die Hartschiergarde 70, die Trabantengarde nur 30 Mann zählts); 1576 unter Kaiser Rudolf II.8) haben beide 102 bzw. 103 Mann. Welchem der obersten Hofämter diese Leibgarden unterstellt waren, ist nicht ersicht­lich. Im Laufe dieser Zeit scheint sie unter das Obersthofmeisteramt gekommen zu sein. Jedenfalls bleibt der angeführte Stand der Garden über zwei Jahr­hunderte bis in die erste Zeit der Regierung der Kaiserin MariaTheresia bestehen. Erst unter ihr und ihren Nachfolgern treten neue Momente auf, von denen aber hier nur die wichtigsten genannt werden. 1. Mit dem Gemahl der Kaiserin Maria Theresia, Franz (I.) Herzog von Lothringen, Großherzog von Toskana, kam nach seiner Kaiser­krönung 1745 eine neue (dritte) Leibgarde an den Hof: die eidgenössische oder Schweizergarde. Schon seit langer Zeit hatten die Schweizer Kantone Wachkorps an den europäischen Höfen gestellt und in eigenen Kapitulationen die Rechte und Pflichten ihrer Landsleute und sich selbst das Vorschlagsrecht für die Gardeoffiziere zu wahren verstanden. In Lothringen bestand eine Schweizer Garde seit 1699. Als Franz (I.) die Regierung Toskanas antrat, traf diese Garde 1738 in Florenz ein, ging dann zur Kaiser­krönung 1745 nach Frankfurt und kam sodann nach Wien. Sie rekrutierte sich aus dem Kanton Luzern, zählte um 1731 101 Mann und erreichte bis 1763 173 Mann. Anläßlich der römischen Königskrönung Joseph II. wurde für seine Person noch eine römisch-königliche Schweizergarde 1763 errichtet, die aus 41 Mann bestand. Sehr bald nach dem Tode des Kaisers Franz I. wurden aber die k. k. und die römisch-kgl. Schweizergarden 1765 vereinigt und 1766/67 aufgelöst; die Gardisten wurden hauptsächlich auf die Schlösser Innsbruck und Prag und auf die kaiserlichen Herrschaften Schloßhof und Holies verteilt. Als eigenes Gardekorps war die Schweizergarde verschwunden. 4) Fellner-Kretschmayr, a. a. O., I. Abt., Bd. 2, S. 140 f. 2) Geplant schon 1498, ein Entwurf aus 1514 bekannt, siehe Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- u. Staatsarchivs II/S. 347. 3) Fellner-Kretschmayr, a. a. O., S. 147ff. 4) Éolger, a. a. O., S. 48. 5) F el 1 n e r - K r e t s c h m a y r, a. a. O., S. 160. 6) Ebenda, S. 196.

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