Inventare Teil 7. Inventar des Wiener Hofkammerarchivs (1951)
Das Wiener Hofkammerarchiv
Das Wiener Hofkammerarchiv XXXIII Alle diese Fonds wurden ohne Behelfbücher abgegeben (ausgenommen die „Domänen“-Akten, denen 27 Bände Protokolle und Indizes beigeschlossen waren), weil Protokolle und Indizes für alle Länderabteilungen gemeinsam geführt worden waren, und unter dem Vorbehalt der „Ausscheidung der nicht hineingehörigen Bestände und Einzelakten“. Dazu kamen noch Urkunden, Karten und Handschriften, die zur Abteilung Böhmen gehörten und „aus dem Geschäftsgang böhmisch-mährisch-schlesischer Behörden, physischer und juristischer Personen stammten“. Nur die gleichfalls verlangten böhmischen „Gedenkbücher“ konnten für Österreich gerettet und diese bedeutende Reihe in ihrer ursprünglichen Geschlossenheit bewahrt werden. Während des zweiten Weltkrieges wurden, als 1940 die zwanzig Jahre zuvor abgetretenen Bohemica wieder zurückkamen, die in den ebenmäßig sich auf bauenden Archivkörper gerissenen Lücken wohl noch einmal geschlossen, aber nach dem Zusammenbruch des Jahres 1945 mußten diese Archivalien neuerlich die Reise nach Prag antreten. Unter glücklicheren Vorzeichen standen die zwar auch reichlich schwierigen und äußerst langwierigen Verhandlungen mit Ungarn, das sich aber doch unter Verzicht auf die Erfüllung an sich begreiflicher nationaler Wünsche rückhaltlos zum Provenienzprinzip bekannte. Nachdem sich Österreich mit Protokoll vom 6. April 1923 zur Abgabe jener Archivalien bereit erklärt hatte, die als ungarisches Patrimoine intellectuel anzusehen waren, wurden dann entsprechend dem endgültigen österreichisch-ungarischen Abkommen, ddo. Baden bei Wien, 28. Mai 1926, die folgenden Archivalien des Hofkammerarchivs an Ungarn ausgeliefert: Urkunden........................................................................................... 22 Stück, Landtagsakten 1521/1741 ........................................................... 5 Faszikel, M inutae Pragenses (Tiburcius von Himmelreich) 1586—1607 1 ,, , Bocskaysche Friedenstraktate .................................................. 1 ,, , Nadasdysche Akten....................................................................... 2 ,, , Akten der ungarischen Hofkanzlei 1782—91 ........................ 211 ,, , H andschriften.................................................................................... 37 Bände. Abgaben an die übrigen auf dem Boden der zerschlagenen österreichisch - ungarischen Monarchie erstandenen Nationalstaaten konnten dem Hofkammerarchiv bei dem Fehlen dorthin weisender Provenienzen nicht gefährlich werden. Lediglich an Italien wurde ein kleiner, 19 Faszikel zählender Bestand, die Präsidialakten des kgl. ungarischen Guberniums in Fiume 1802—-1809, und an Polen Einzelakten aus verschiedenen Beständen (Camerale, Domänen, Bancale, Kommerz, Kredit, Münz- und Bergwesen, Patente), zusammen 182 Faszikel, ausgeliefert. Diesen Bestandsverlusten steht als Zuwachs die in den Jahren 1928 und 1939 erfolgte Übergabe des Archivs des Obersten Rechnungshofes (1762—1920) mit 1225 Faszikeln und 1055 Büchern gegenüber. Der seit 1920 außerordentlich ansteigenden wissenschaftlichen Benützung räumlich zu genügen, mußte sich das Bundeskanzleramt 1937 entschließen, das vierte Geschoß, das nunmehr von Archivalien entleert wurde, umzubauen, um den notwendigen Raum zur Unterbringung der Beamten und der Kanzlei sowie zur Schaffung eines großen Forschersaales zu gewinnen. Bestes Zeugnis für die Fruchtbarkeit der in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen geleisteten Aufschließungsarbeit ist die 1935 begründete Reihe der „Veröffent3 Publikationen des österr. Staatsarchivs