Inventare Teil 7. Inventar des Wiener Hofkammerarchivs (1951)
Das Wiener Hofkammerarchiv
XX Das Wiener Hofkammerarchiv einer zu denen registratursVerrichtungen tauglich“. Tatsächlich lagen denn auch, wie man dem Archivsekretär wenige Monate später vorhielt, „in denen hof-spitalls-gewölbern eine überaus große menge cameral-schrifften in solcher Unordnung und von so vilién jahren hero durcheinander, daß solche meisten- theils schon vermodert waren“ und das Auf finden benötigter Stücke unendliche Zeit kostete und letztlich doch dem Zufall anheimgegeben blieb.... Wie es möglich wurde, der hier gerügten Übelstände Herr zu werden, ist aus den Akten nicht zu ersehen — daß es gelang, ergibt sich schon aus dem vollständigen Aufhören der bis dahin fast periodisch vom Hofkammerpräsidium herablangenden Vorhalte wegen mangelhafter Ordnung: um die Mitte des 18. Jahrhunderts tritt uns die alte Hofkammerregistratur bereits als eine wohlorganisierte, allen an sie gestellten Anforderungen (inner den durch die Zeit gegebenen Grenzen) voll genügende Anstalt entgegen, „als das kleinod und schätz gesamter teutscher und hungarisch-erbländischen landes- regalien“, wie es 1769 genannt wird. Und das, obwohl die äußeren Bedingungen für eine gedeihliche Aufbauarbeit im Grunde nicht sonderlich günstig waren. Gleich 1741 stifteten die Vorkehrungen zur Bergung und teilweisen Flüchtung wegen „erfolgen mögender belagerung und besorglichen feuersgefahr“ eine ziemliche Unordnung. Dann kam 1751 die Unterstellung des Archivs unter das von Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz zwei Jahre zuvor aufgerichtete Directorium in publicis et cameralibus, kam vier Jahre später die „separation deren die teutsche erblande betreffenden cameralacten von denenjenigen, so das Reichscamerale, das Hungaricum, wie auch das münz- und bergweesen angehen“, und ihre „Übertragung“ in das Direktorialgebäude (Wipplingerstraße-Judenplatz). Noch 1785 klagt der Archivdirektor Johann Florian Baumberg über die nicht geringe „Verwirrung“, die diese Zerreissung verursacht habe, über die heillose Arbeit, nach der Aufhebung des Directoriums (1761), die die neuerliche Verweisung des Archivs mit seiner „parition“ an die Hofkammer zur Folge hatte, den alten Zustand wiederherzustellen; die Rücksiedlung ins „sogenannte kayser- spital“, wo das Archiv ja in der vorhaugwitzschen Zeit bereits gewesen war, erfolgte 1777 und ermöglichte durch Gewinnung neuer und ausgedehnterer Räumlichkeiten die Vereinigung „sämtlicher hofkammerarchivschriften und -bände, welche vorhin zerstreut sich theils in dem gebäude der böhmischösterreichischen hofkanzley, theils in der obern etage und dann in einem gewölbe zu ebener erde im münzhause befunden“. Eine starke Belastung des Personals stellten auch die großen Zuwächse dieser Zeit dar. 1752 wurden die „Nostizische und sogenannte Reichs-registraturs-schrifften“ übernommen. Es folgte das umfängliche Archiv des im Zuge der Haugwitzschen Reform aufgehobenen n. ö. Vizedomamtes: schon 1753 lieferte die ehemalige Vizedomamtsadministration „die bey dem vorhinigen rendamt zu Wiennerisch- Neustadt befindliche originalurbaria“, „in drey verschläg verwahret“, an das Hofkammerarchiv aus; 1764 sollten dann die „älteren n. ö. vicedomischen amtsschrifften, so nicht manuales“ waren, ins Archiv kommen, doch verzögerte sich diese Übergabe aus unbekannten Gründen noch über anderthalb Jahrzehnte: erst 1781 gelangten diese wertvollen Bestände: 1052 Handschriften (in der Hauptsache Steuerbücher und Urbarien) und 255 große Aktenfaszikel, bestehend aus „ergangenen hofkammerverordnungen und dagegen erstatteten amtsberichten, unterthansabhandlungen, bittschriften und dergleichen“, „zusammen über 5 wägen“, ins Archiv — ihre Ordnung und Aufstellung (sie befanden sich in einem „wahren wir war“, den „man sich in gegenwärtigen