Inventare Teil 7. Inventar des Wiener Hofkammerarchivs (1951)

Das Wiener Hofkammerarchiv

Das Wiener Hof kammerarchivx) Am 1. Jänner 1527 begann die von Ferdinand I. im Zuge des Aufbaues einer straffen Verwaltung für seinen österreichischen und bald auch böhmisch-ungarischen Herrschaftsbereich errichtete Hofkammer als oberste Finanzstelle ihre Tätigkeit. Dieser Tag ist daher auch als der Geburtstag des Hofkammerarchivs anzusprechen, das ja aus der Registratur der neuen Zentralbehörde erwachsen ist. Die Nachrichten über die „hofchamer-registratur“ fließen das ganze 16. Jahrhundert über äußerst spärlich. Die Hofordnungen und Instruktionen dieser Zeit streifen die Pflichten und Aufgaben des Registrators nur ganz obenhin, über die Behandlung der erledigten Aktenstücke aber findet sich in ihnen überhaupt keine Andeutung. Zu 1529 und wieder zu 1532 hören wir, daß des Kammermeisters „raittungen neben der chamersachen vor des Turgkhen antzug von hie aus hinauf in das schloss Achstain geflechent“ worden seien. „Von hie aus“, das heißt von Wien aus, dem ersten Sitz der ferdinandeischen Hofkammer. Einige Jahre später amtiert sie dann in Wiener Neustadt, denn 1540 wird Bartime Talhamer, der „ain zeit lang an der hofchamer-registratur geschriben“, von den Räten der n. ö. Kammer zur Fortsetzung seiner den sogenannten „Gedenkbüchern“ geltenden Arbeit an die Hofkammer „hinüber in die Neustatt abgeferttigt“. Weiters wird aus dem Anfang der siebziger Jahre bekannt: von 1573 an begann man (wir wissen das aus einem Bericht Johann Florian Baumbergs, des Archivdirektors der theresianisch-josephinischen Zeit) die „Gedenkbücher“ länderweise abzuteilen; und im gleichen Jahr wird ein erster Beamter namentlich faßbar: Eustach Dunant wird als „inventurs- registrator“ bestellt. Es war damals befohlen worden, „alle hofkammer- schriften und -händel, soviel vorhanden, zu inventiren“, aber das Unternehmen gedieh nicht: Dunant war, wie er selbst bekennt, nach 37 Dienstjahren „an der gesundheit, gesicht, gehör und gedächtniss geschwächt“, und den anderen „personen von der regierung“, die man mit dazu „verordnet“ hatte, wurde die Arbeit bald „verdrüsslich“. Offenkundig war die Menge des aufgesammelten Schriftgutes doch schon beträchtlich und der Ordnungszustand wenig gut. Bedeutsamer als diese Nachrichten ist eine Eintragung im Protokoll der n. ö. Kammer zum 11./12. Dezember 1578: Maximilian von Mainnig und David Hagen werden beauftragt, die „gwelber und gemäch im kais. hofspital alhie, darein die acta (der Hofkammer) transferiert“, zu besichtigen. Diese „Übertragung“, die mit einer auch räumlichen Scheidung in eine alte, tote und eine auch weiterhin im Kammerhause verbleibende lebende Hofkammer­registratur verbunden war, führte dann im 18. Jahrhundert zu der Annahme, 1578 sei das Hof kammerarchiv „gegründet“ worden, eine Behauptung, die zutrifft, sofern man eben die räumliche Absonderung der alten Akten als ent­scheidend ansieht. Und das alte Hofspital, gelegen in dem Häuserblock 1) Die für diese Skizze benützten Akten wurden in Abschriften und Auszügen gesammelt und im Hof kammerarchiv hinterlegt. Von einer Zitierung im einzelnen wurde abgesehen. Auf die vielfach unrichtigen Angaben bei G. Wolf, Geschichte der k. k. Archive in Wien, Wien 1871, S. 103—128, wurde nicht Bezug genommen.

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