Inventare Teil 7. Inventar des Wiener Hofkammerarchivs (1951)

Einführung

von Josef Kallbrunner, der den Aufbau dieses Inventars stets mit tätiger Teilnahme verfolgte, zum Teil vom Bearbeiter, dem dann Josef Kallbrunner, durch andere Aufgaben in Anspruch genommen, die letzte Fassung auch seiner Entwürfe anheimgab. Die notwendige Neuordnung und Verzeichnung einzelner Fonds, die nach den vom Bearbeiter aufgestellten Richtlinien und unter seiner Leitung durchgeführt wurde, hat der damalige Archivassessor Dr. Franz Stanglica besorgt. Aber ungeachtet allen Nachdruckes, mit dem diese Arbeiten vorangetrieben wurden, lagen zu dem Zeitpunkt, da die Luft­schutzvorkehrungen mit Bergung und Verlagerung die Fortsetzung der Inventarisierung unmöglich machten, nur Bruchstücke vor, und das Neben­einander von altem „Generalindex“ (angelegt 1849 anläßlich der Übersiedlung in die Johannesgasse) und den neuen, vom geschichtlichen Werden der Bestände ausgehenden Teilverzeichnisse ließ weder den Aufbau des Archivs klar über­schauen, noch seinen inhaltlichen Reichtum erkennen. Daher regten 1947, als die langsame Bereinigung des durch den Zusammenbruch von 1945 ver­ursachten Chaos wieder eine über den Tag hinausgehende Planung gestattete, Generaldirektor Universitätsprofessor Dr. Leo Santifaller und Generalstaats­archivar Dr. Karl Äusserer, Josef Kallbrunners Nachfolger im Amte, die Wiederaufnahme der 1942 abgebrochenen Inventarisierungsarbeiten an. Es galt, die bereits vorliegenden Teile prüfend zu sichten, zu ordnen und auf­einander abzustimmen, dann aber auch die noch nicht bearbeiteten Bestände naehzutragen und — durchaus nach dem ursprünglichen Plane — ein einheitlich ausgerichtetes, allen Anforderungen neuzeitlicher Archivwissenschaft gerecht werdendes Gesamtinventar aufzubauen. Da man damals hoffte, schon 1949 zum Druck zu kommen, war der trotz weitreichender Vorbereitung immer noch großen Arbeit eine kurze Frist gesetzt — dank der nie erlahmenden Hilfs­bereitschaft der Beamten des Archivs, Kanzleidirektor Matthias Thierjung, Oberoffizial Marie Friedl und Aufseher Ferdinand Kolin, konnte der Auftrag zeitgerecht erfüllt werden. Freilich, die ursprünglich gehegte Absicht, dem Inventar eine erschöpfende Geschichte des Hofkammerarchivs voranzustellen, mußte fallen gelassen werden — aus inneren und äußeren Gründen. Eine umfassende Darstellung des Erwachsens der Hofkammerregistratur zum Hofkammerarchiv und der Schicksale seiner großen Bestände im 16. und 17. Jahrhundert setzt die rest­lose Klärung des inneren Mechanismus der Finanzstellen dieser Zeit, namentlich des Mit- und Nebeneinanderarbeitens von Hofkammer und niederöster­reichischer Kammer voraus — zu einer Geschichte der Hofkammer in dieser Frühzeit und vollends der niederösterreichischen Kammer sind aber kaum Ansätze vorhanden, erst seit etwa Karl VI. treten die Umrisse der zentralen Finanzbehörde scharf heraus, seit Maria Theresia ist dann ihre Stellung im Kreise der obersten Verwaltungsbehörden eindeutig bestimmt, ist die interne Verteilung ihrer Geschäfte und das Zusammenspiel der einzelnen Abteilungen klar überschaubar. Und zu der in kurzer Zeit unmöglich zu bewältigenden Schwierigkeit, die sich aus dem über den Anfängen der zentralen Finanz­verwaltung hegenden Dunkel ergab, fügte das ausgehende 19. und das beginnende 20. Jahrhundert eine weitere. Der gesamtstaatliche Wirkungskreis der Hofkammer, ihre (nur in der Zeit Josephs II. unterbrochene) Zuständigkeit auch in ungarischen Finanzsachen, zweifellos ein Moment besonderer Wert­steigerung für ihr Archiv, verstrickte dieses in das Gestrüpp der mit dem Ausgleich von 1867 in Gang kommenden staatsrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Ungarn, für deren selbst nur teilweise Darlegung — XII Einführung

Next

/
Thumbnails
Contents