Inventare Teil 7. Inventar des Wiener Hofkammerarchivs (1951)

Die Bestände des Wiener Hofkammerarchivs - 22. Kontrakte und Reverse (zirka 1550-1848)

22. Kontrakte und Reverse 75 454 Nummern in drei Kartons zählenden und einer großen, die 26 Kartons mit 4166 Nummern umfaßt. Zeitlich ungefähr aneinander schließend — der erste Teil reicht von zirka 1550—1640, der zweite setzt mit diesem Jahre ein und führt herauf bis gegen 1848 *) — scheint der zweite Teil doch seiner Entstehung nach nicht als unmittelbare Fortsetzung des ersten gedacht gewesen zu sein; darauf weist einerseits die verschiedene Art der Legung (bis 1640 alphabetisch, nach 1640 chronologisch) hin sowie der Umstand, daß an der Spitze der zweiten Gruppe eine Reihe von Stücken steht, die über die angegebene Zeitgrenze zurück­greifen, was den Eindruck einer ohne Kenntnis von der bereits bestehenden Sammlung und erst im Zeitpunkt des Entschlusses zu einer neuen derartigen Reihe rasch durchgeführten Nachlese erweckt. Möglich auch, daß die beiden Gruppen bei verschiedenen Stellen erwachsen sind; die ältere Reihe weist auf gewisse Beziehungen zum Vizedomamt 1 2), ohne daß die Stücke selbst aus­schließlich oder auch nur vorwiegend vizedomamtlicher Herkunft wären, die jüngere auf die Kammerkanzlei. Inhaltlich sind die beiden Gruppen durchaus gleichartig: Reverse, Obligationen und Verbriefungen in Geldhandlungen, Bestandserhebungen für Mauten und Einkünfte, Reverse über verkaufte und verpfändete Herrschaften und namentlich Reverse und Kautionsbriefe neu ernannter Beamten. Finden sich auch im älteren Teile schon einzelne „Kontrakte“ (z. B. Kupferkäufe), so tritt die wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung des Bestandes bei der jüngeren Reihe, entsprechend dem weiteren Ausgreifen des merkantilistischen Staates seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, noch bedeutend verstärkt hervor (z. B. Quecksilberhandlungen, Zollreverse usw.). Diese beiden Urkundensammlungen haben übrigens Vorläufer in Gestalt dreier Handschriften, die bezeugen, daß man auch früher schon der Erhaltung derartiger, materiell wichtiger Stücke ein Augenmerk zugewendet hatte: Hs. Nr. 60: „Inventari, was für brieflich urkhundt, der kgl. Mt. gehörig, auf die niderösterreichische earner geantwurt und von irer Mt. räten der nider- österreichischen raitcamer ihrer Mt. rat und bemelter earner secretarien Erasmen Pämkircher zu verwaren zuegestellt. Angefangen den ersten tag january im 1540. jar“, greift zurück bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhundert und reicht bis Ende 1588; Hs. Nr. 190: „Registratur allerlay revers und anndere urkhunden, so seidt eingang des 1546. jars in mein Eustachien Dinandt registrator-ambts-verwaltung auf die hofeamer gegeben und gefallen sein“, umspannt den Zeitraum 1. Jänner 1546 bis 7. Mai 1572; Hs. Nr. 84: „Registratur allerlai revers unnd anderer urkhundten, so vom ersten tag july des zwaiundsibentzigsten bis widerumb auf den ... tag des ... jars zu der hofeamer cantzley gegeben und einregistriert worden“, schließt unmittelbar an die vorhergehende an und führt herauf bis zum 13. August 1605. Alle drei Handschriften enthalten ähnliches Material wie die beiden Sammlungen der „Kontrakte und Reverse“, nur daß entsprechend der früheren Zeit die Reverse über Herrschaften und Geldgeschäfte stark vorherrschen, in Hs. Nr. 190 überdies die Reverse über „aussönung und begnadung“ seitens einzelner 1) Laufend geführt wurde die Sammlung allerdings wohl nur bis gegen Ende des 18. Jahr­hunderts; später wurden dann nur mehr einzelne Stücke unsystematisch und in chrono­logischem Durcheinander angeschlossen. 2) Das zugehörige „Register“ wurde in die „Sammlung der Bücher und Handschriften des niederösterreichisehen Vizedomamtes“ eingereiht (Nr. 896); die Gründe für diese Ein­teilung sind heute nicht mehr erkennbar.

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