Otto Stolz: Inventare Teil 6. Geschichte und Bestände des staatlichen Archivs (jetzt Landesregierungs-Archives) zu Innsbruck (1938)
Erster Teil: Die Geschichte des Innsbrucker staatlichen Archivs im allgemeinen
Die Entwicklung des Archivs als eigene Anstalt, deren Grundstock usw. 13 nium an Stelle der bisherigen Regierung oder Repräsentation und Kammer für Tirol errichtet wurde, hat man dem Gubernialregistrator Franz Steinhäuser auch „die beeden Registraturen, die Hof- und die Cameralregistra- tur“ unterstellt.1 Laut der gedruckten „k. k. o.-ö. Hof- und Länderstellen- Schematismen“ von den Jahren 1760, 1770 und 1778 gab es damals in Unterordnung unter der Repräsentation, bzw. seit 1763 dem Landesguber- nium für Tirol zwei eigene Amtsstellen, nämlich einen „A r c h i v a r i u s“ als mehr wissenschaftlichen Beamten (Anton und seit 1761 Kassian Rosch- mann) und die Representations-, bzw. Gubernial-Registratur mit zwei eigenen Registratoren (Franz Steinhäuser und Josef Posch, bzw. Franz Loritz) und drei Adjunkten und fünf Registranten. In den Schematismen von 1760 und 1770 steht der Titel „Archivarius“ allein, in jenem von 1778 „Archivarius und Schatzregistrator“. Das ist aber die letzte amtliche Anführung dieses letzteren Titels, der seit dem 16. Jh. stets für die eigentlichen Archivare des staatlichen Archivs zu Innsbruck üblich gewesen ist. In den Schematismen von 1786 und 1788 erscheint aber eine einzige Amtsstelle unter dem Titel „k. k. Gubernialregi- straturund Archiv“ und als deren Leiter der k. k. Gubernialregistrator und Archivar Franz Gassier, statt 1803 in derselben Stelle Johann Friedrich Primisser, und unter diesem stehen weitere Unterbeamte. Es waren nun allerdings die Registratur und das Archiv vereinigt, ob aber hiebei der Betrieb der einen oder des anderen das Übergewicht hatte, hing wohl von den Persönlichkeiten ab. Gassier, Primisser und später Röggl waren jedenfalls in der Geschichte und in der Kenntnis der alten Handschriften wohl bewandert und haben entsprechende Arbeiten geliefert. Die älteren Reihen der Hof- und Kammerregistratur etwa bis 1740 oder bis 1763 galten damals wohl schon als zum „Archiv“ oder „Gubernial- archiv“ gehörig. Die bayrische Regierung hat in der Zeit von 1808 bis 1814 in Innsbruck sogar eine eigene Archivkommission, bestehend aus den Professoren Martini, Thomas Hammer, dem Stiftspriester Roger Schranzhofer und den Archivbeamten Josef Röggl und Gottfried Primisser eingesetzt, welche das dortige Archiv seiner wissenschaftlichen Bedeutung gemäß unter ihre Aufsicht zu nehmen hatte.2 1815 trat aber dieser Gesichtspunkt entschieden zurück, von da bis 1866 war das Archiv eher der Registratur angegliedert und untergeordnet als umgekehrt. Der „Direktor der Gubernialregistratur“, um 1820 Johann Andre und um 1840 Josef Röggl, ist „zugleich Archivar“ und einer seiner Beamten dem Archiv im besonderen zugeteilt, so um 1820 Gottfried Pusch und um 1840 Johann Pfaundler. Wie früher Roschmann, Gassier und Primisser, so waren auch Röggl und Wörz, Pusch und Pfaundler im historischen Fache gut bewandert und haben entsprechende Arbeiten geliefert, sie waren Archiv- und nicht bloß Registraturbeamte. Aber im ganzen war das Archiv seit 1815 doch nur ein Anhängsel der Gubernialregistratur und hat auch wenig Wertung damals gefunden.3 1 So laut Bericht von 1764 Archivsachen I, 53. 2 Bayer. Arch. Ill, I, A. 3 Siehe Mayr an den unten erwähnten Stellen.