Otto Stolz: Inventare Teil 6. Geschichte und Bestände des staatlichen Archivs (jetzt Landesregierungs-Archives) zu Innsbruck (1938)

Zweiter Teil: Die jetzigen Bestände des Archivs

126 II. Teil. Die jetzigen Bestände des Innsbrucker staatlichen Archivs. 2. Jüngere Reihe von 1911 bis 1918. Umfang: 422 Faszikel und Jahresrepertorienbände in 13 lauf. Metern. Ein im Wesen neuartiges Registratursystem brachte für die Statt­halterei für Tirol und Vorarlberg die neue Geschäftsordnung, die im Jahre 1910 für diese und die ihr unterstellten Ämter der damalige Chef der Präsidialkanzlei, der spätere Regierungsdirektor Dr. Anton Bundsmann ausgearbeitet hat und die mit 1. Jan. 1911 in Geltung gesetzt worden ist. Vorbild war hiefür die vom Statthalter Grafen Kielmannsegg für die niederösterreichische Statthalterei um 1900 eingeführte Kanzleireform ge­wesen, deren Anwendung auf Tirol das Ministerium empfohlen hatte.1 Unter dem Titel „Geschäftsordnung der k. k. Statthalterei für Tirol“ usw. wurde diese 1910 als eigenes Heft in Druck gebracht, mehrere Exemplare davon erliegen im Archiv Rep. 288 a, eine praktische Gebrauchsanweisung hiezu für Archivzwecke, verfaßt von 0. Stolz 1937, ebenda Rep. 288 b. Jene hat mehrere bedeutsame Neuerungen gebracht, nämlich die Auflösung der bisher einheitlichen Kanzlei der Statthalterei in eigene Kanzleien für die einzelnen Abteilungen derselben, ferner „die fortlaufende Schreibweise und urschriftliche Erledigung“ und — was hier besonders wichtig — ein neues Registratursystem für die innere Einteilung und Bezeichnung der Akten. Dasselbe sieht eine viel strengere sachliche Gliederung der Akten, als früher üblich war, und eine völlige Trennung der Einreichungszahlen von den ständigen Registraturzeichen vor. Demnach besteht der gesamte Aktenstoff aus 39 Hauptgruppen, die mit römischen Ordnungsziffern be­zeichnet sind, und innerhalb derselben aus 377 Untergruppen oder Ab­schnitten, die durchlaufend arabisch beziffert sind. Ich führe hier nur die Hauptgruppen an: Hof- und Adelsangelegenheiten, Aus­zeichnungen. — Behörden. — Reichs- und Landesangelegenheiten. — Gemeindeange­legenheiten. — Volkszählung. — Matriken und Namenwesen. — Staatsbürgerschaft. — Heimats- und Armenwesen. —- Sanitätswesen. — Pelagra (eine Seuche in Südtirol). — Kurwesen, Fremdenverkehr, Alpinistik, Heimatschutz. — Staatspolizei, Presse und Theater. — Personen und Sachenpolizei, Gendarmerie. — Kultus, kath. Kirche. — Unterrichtswesen. — Kunst. — Ehe. — Stipendien und Stiftungen. — Vereine und Kreditanstalten. — Krankenversicherung. —Unfallversicherung. — Privatbeamtenver­sicherung. — Verkehrswesen. — Wasserrecht. — Gewässerregulierung und Wildbach­verbauung. — Grundbuchanlegung. — Grundentlastung. — Höferecht. — Forst. — Jagd und Fischerei. — Landeskultur. — Veterinärsachen. — Soziale Fürsorge. — Handel und Gewerbe. — Militär. — Mobilisierung. — Staatsbaudienst. — Rechnungs­dienst. — Verschiedenes. Die einzelnen Abteilungen der Statthalterei, die unabhängig davon mit den römischen Ordnungszahlen I bis XIV bezeichnet sind, bzw. ihre Kanzleien, hatten die Einlaufs- und Nachschlagebücher zu führen und die Akten unter den Registraturzeichen, die eben mit dem erwähnten Ge­schäftsplan zusammenstimmen, und innerhalb derselben in der Folge der 1 Siehe den bezüglichen Akt in der Statthaltereiregistratur 1910 Präs. Nr. 7288 und 8113 betreffend Kanzleireform und Geschäftsvereinfachung, jetzt mit späteren bezüglichen Anweisungen gesammelt 1918 Präs. Normale Reg. Zeichen I, 60. Das niederösterreichische Vorbild teilte mir Herr Präsident Dr. A. Bundsmann persönlich mit; über diese sogenannte Kielmannseggische Kanzleireform siehe auch Mischler- Ulbrich, Österr. Staatswörterbuch Bd. 4 S. 797.

Next

/
Thumbnails
Contents