Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Italien - Spanischer Rat, von Josef Karl Mayr
76 Italien-Spanischer Kat. heiten der 1797 proklamierten Cisalpinischen Republik sowie auf die der Italienischen Republik (seit 1802) und des Königreiches Italien (seit 1805) und umfassen die Jahre 1794—1814. Bis 1802 lagen die auswärtigen Geschäfte dieser Staaten in den Händen des Grafen Erii Melzi, des Vizepräsidenten der Cisalpinischen Republik. Im selben Jahre wurden sie nach Paris übertragen und dort die erste (Haupt-) Division des italienischen Ministeriums des Äußern unter Graf Ferdinand Marescalchis Leitung eingerichtet, die bis 1805 auch die Agenden des Staatssekretariates versah. In Mailand blieb eine zweite (Neben-) Division zurück, die ihre Aufträge vom Vizepräsidenten, später vom Vizekönige empfing. Die Pariser Division gliederte sich in fünf Departements: in das Bureau der politischen Korrespondenz, in das Staatssekretariat, in das Kabinett des Ministers, in das Rechnungsdepartement und in die Kanzlei des Eisernen Kronenordens, dessen Kanzler Maresealchi war. Im Bureau der politischen Korrespondenz lagen auch die Akten der Gesandtschaft, die die Cisalpinische (Italienische) Republik bis 1802 in Paris unterhielt.1 Nach dem Sturze Napoleons wurde ein Teil des Archivs der ersten (Pariser) Division (über 400 Bünde und Bände in 19 Kisten) nach Wien in die alte Registratur der Staatskanzlei übertragen. Auch das Archiv des italienischen Staatssekretariates,* 2 das seit 1805 Graf Aldini als Innenminister des Königreiches Italien versah, ist damals — 106 Bünde und Bände in 11 Kisten — von Paris nach Wien gebracht worden. Es scheint aber sein Ziel niemals erreicht zu haben. Sicher ist lediglich, daß die geringfügige Handregistratur, die Aldini 1814 nach Wien mit sich nahm, später in das Archiv der Hofkanzlei gelangt ist, die damals auch die 1809 aus Wien entführten italienischen Administrationsakten zurückerwartete.3 Das Archiv der zweiten (Mailänder) Division verblieb zunächst unberührt in seinem ehemaligen Amtsgebäude in Mailand. 1817 hat Metternich den Hauptindex zum Zwecke näherer Orientierung nach Wien einsenden lassen.4 Mehr weiß man nicht hierüber. Anscheinend hat schließlich das Mailänder Gubernium selbständig über dieses Archiv verfügt. Es ist wohl in Mailand verblieben. Ein anderes Schicksal hatte der Aktennachlaß des Grafen Melzi. Schon 1805 sind Teile davon an Giuseppe Tambroni ausgeliefert worden.5 Den Rest hat Metternich 1817 teils nach Wien bringen und dort nach Gegenständen auf die Hofstellen (Staatskanzlei, Polizeihofstelle, Hofkriegsrat, Hofkanzlei und Hofkammer) aufteilen, teils in Mailand verbleiben lassen. Auf die Staatskanzlei entfielen dabei acht Aktenbünde, die in der alten Registratur zugleich mit den aus Paris übernommenen, ungleich zahlreicheren Beständen verwahrt wurden. Kurz vorher hatte die Staatskanzlei auch jene Akten des Ordens der Eisernen Krone erhalten, die Maresealchi 1814 ' Eine ausführliche Darstellung Jacobs vom 7. Juli 1814 in Frankreich, Varia 88. * Ein ausführliches Inventar in Frankreich, Varia 88. 3 Vortrag vom 31. Oktober 1814 StK., Vorträge 289. 4 Vgl. die Weisung an Franz Freiherrn von Ottenfels in Mailand vom 31. Jan. 1816 und deren Beilagen in StK., Frankreich, Varia 86. 5 Vgl. S. 67 f.